Die Evangelische Kirchengemeinde Ober-Beerbach besteht aus vier Dörfern im Vorderen Odenwald, direkt „hinter“ der Burg Frankenstein, etwa 15 km südlich von Darmstadt. Die drei Orte Ober-Beerbach, Steigerts und Stettbach sind Ortsteile von Seeheim-Jugenheim und der vierte Ort Neutsch gehört zu Modautal. Zur Gemeinde gehören rund 750 Gemeindeglieder.
Die alte Kirche ist unser Wahrzeichen und Schmuckstück. Die Grundmauern sind vermutlich 1000 Jahre alt. Die Herren zu Frankenstein haben im 15. Jahrhundert das gotische dreiteilige Chorfenster einbauen und die Bilder zur Passion und Auferstehung Christi auftragen lassen. Diese bedecken die Wände im Chor, und auch die Decke ist bemalt.
Der Dorfbrunnen direkt unter der Kirche wird in der Osterzeit mit Eiern und Buchsbaum geschmückt.
Die Kirche wurde inzwischen aufwändig saniert und kann gerne nach Absprache besucht werden.
Die Gottesdienste werden in der Regel um 9:30 Uhr (14-tägig) in Ober-Beerbach gefeiert.
In Neutsch, Steigerts und Stettbach laden wir zu je nach Jahreszeit und Freude der gastgebenden Familien zu Garten-Gottesdiensten, Stuben-Gottesdiensten oder Hof-Gottesdiensten ein.
Höhepunkte im Gemeindeleben sind:
· der Musikalische Gottesdienst am 1. Advent,
· die Waldweihnacht mit Posaunenchor und Hirten-Spiel am Pavillon „Sonneneck“,
· an Heilig Abend das Kurrende-Blasen des Posaunenchores in allen vier Dörfern;
in der Christvesper wird das Krippen-Musical mit den Kindergottesdienstkindern und Flötenkindern aufgeführt. Zur Christmette mit dem Neutscher Singkreis am Neutscher Kapellchen kommen etwa 150 Mitfeiernde zusammen,
· die Osternacht mit anschließendem Osterfrühstück,
· die Konfirmation und Goldene Konfirmation,
· das Gemeindefest, die „Parrekerb“.
· der Einsegnungs-Gottesdienst für die Schulanfänger und der Tauf-Gedächtnis-Gottesdienst,
· der Kerb-Sonntag mit Kerb-Gottesdienst. Hier predigen „Parre, Gleckner un Parresin“ und der Posaunenchor spielt. Nach der Kerwe-Redd gibt’s rund ums Gemeindehaus Kaffee und Kuchen. Auch der Neutscher Kerb-Gottesdienst wird gerne besucht.
· das Erntedank-Fest, zuvor werden von Haus zu Haus Erntedank-Gaben erbeten,
· weil die Akustik in der Kirche sehr gut ist, laden wir gerne zu Konzerten ein,
· der Ewigkeits-Sonntag, anschließend bläst der Posaunenchor die Auferstehungs-Botschaft über den Gräbern.
Sehr aktiv sind die Frauen:
· Die Seniorinnen der „Frauenhilfe“ treffen sich jeden Mittwoch und laden einmal im Monat alle älteren Leute zu Kaffee und Kuchen und Programm ein. Die Gastfreundschaft an den Bruckberger Männern ist den Frauen ein Herzensanliegen.
· Die Frauen der mittleren Generation, die „Frauengruppe“, machen gerne Erkundungstouren, bereiten den Weltgebetstag vor, kochen sehr gut und helfen viel mit,
· Jüngere Frauen laden ein zum gut besuchten Frauenfrühstück.
Gerne nehmen wir Angebote aus dem Dekanat wahr.
Wir schreiben unseren Partnern in Tansania aus der Gemeinde in Busale.
Neues erfahren Sie neben Tagespresse und Schaukästen im „Bläädsche“, dem monatlichen Gruß an alle.
Kontakt: Küsterin Christa Panitz-Scobie Tel. 8 43 02, Pfarrerin Angelika Giesecke Tel. 8 27 94, Bernd Bickelhaupt, Tel. 8 57 77
Die Kirche ist der Ort, an dem wir Gott besonders nah sein können. Gott ist überall und zu allen Zeiten für uns da, jedoch bietet sich die Kirche als Ort der Begegnung besonders an.
Im Gottesdienst hören wir in der Schriftlesung und in der Predigt, daß wir als geliebte Menschen seine Liebe weitergeben sollen.
In den Sakramenten, Taufe und Abendmahl, spüren wir die Nähe leibhaftig und uns ganz persönlich zugesprochen. Die Gemeinschaft mit Gott und mit anderen Christen ermöglicht und bereichert unser Glaubensleben.
Taufe, Konfirmation, Trauung, die Jubiläen und auch die Trauerfeier zeigen, daß Gott unseren Lebensweg begleitet und segnen möchte. Die großen Feste des Kirchenjahres geben unserem Leben Rhytmus und Tiefe - und damit Halt und Geborgenheit in der Zeit.
Das Kirchengebäude
Die Ober-Beerbacher Kirche wurde etwa 1280-1380 erbaut. Es handelt sich um eine Chorturmkirche, bei der der Turm direkt über dem Chorraum liegt. Diese Bauweise ist eine Art Sparversion im Gegensatz zu den grossen Kathedralen, bei denen sich die Türme sich an der Westseite befinden, also am Eingang.
Die Ober-Beerbacher Kirche ist eine der ältesten in Südhessen, deren mittelalterliche Ausgestaltung noch erhalten ist. Genaueres wissen wir über den Dachstuhl unserer Kirche. Nach Dendrochronologischen Untersuchungen, die im Jahr 2017 durchgeführt wurden ist der Dachstuhl für den Turm im Jahre 1601 und der Dachstuhl für das Kirchenschiff im Jahre 1608 erbaut worden. Damals gehörte Ober-Beerbach noch zu den Frankensteinern.
Der Chorraum der Kirche ist mit Wandbildern geschmückt. Sie sind 1480-1540 entstanden. Sie wurden bei der Restaurierung in 1927 wiederentdeckt. An den Wänden ist die Passions- und Ostergeschichte dargestellt, im Deckengewölbe befinden sich in den vier Feldern die Symbole der vier Evangelisten. In der Mitte, wo sich die vier Evangelisten-Felder treffen ist eine Wolke zu sehen, die Gott versinnbildlicht. Der Schluss-Stein des Gewölbes, direkt über dem Altar ist mit farbigen Ringen und in der Mitte mit einem schwarzen Punkt bemalt. Diese Gestaltung erinnert an das Auge Gottes.
Im Schiff ist ebenfalls ein Bild erhalten: An der Nordwand ist ein Bild von Christophorus, dem Träger des Christuskindes zu sehen. Durch die Empore und ein später eingefügtes Fenster ist das Bild nicht mehr vollständig erhalten.
Das Gehäuse der Orgel stammt aus dem Jahr 1696. Die Orgel wurde 1805 gebraucht von der Gemeinde Crumstadt im Ried gekauft. 1905 wurde durch die Orgelbauwerkstatt des Adam Eifert aus Stadtilm (Thüringen) ein neues, dem Stand der damaligen Technik entsprechendes Werk eingebaut. Die Orgelpfeifen sind jünger, weil bis auf ein Register alle Orgelpfeifen 1917 vom Militärfiskus für Kriegszwecke beschlagnahmt wurden.
Das mechanische Werk der Orgel hat sieben Register:
Principal 8'
Salicional 8'
Bordun 8'
Flauto dolce 4'
Oktave 4'
Quinte 2 2/3' und Octave 2'
Subbass 16' (sowie:
Koppelzug Pedal-Manual)
1942 wurde ein elektisches Gebläse eingebaut, das die Orgel mit dem nötigen "Wind" versorgt, so dass der vorhandene Zug "Calcant & Windablaß" ohne Funktion ist.
Hinweise auf eine Glocke gibt es schon in der ältesten, noch erhaltenen Kirchenrechnung von 1663. Dort wurde Geld "für Glockenschmiere" ausgegeben. 1800 hatte die damals vorhandene Glocke einen Sprung und musste neu gegossen werden. 1917 wurden alle Glocken bis auf eine beschlagnahmt. Die 1922 als Ersatz angeschafften mussten dann im 2. Weltkrieg 1942 abgeliefert werden. Seit 1950 hat unsere Gemeinde wieder ein komplettes Geläut.
Die drei Ober-Beerbacher Glocken heißen "Glaube", "Liebe", "Hoffnung" (Nach 1. Korinther 13, 13.), und wurden in der Glockengießerei Rinker in Sinn an der Lahn gegossen. Die feierliche Einweihung fand am 20. April 1950 statt.
Die Geschichte der neuen Ober-Beerbacher Glocken ist eine aus der "wilden" Nachkriegszeit. Am 9. Januar 1942 wurden vom Nazi-Regime die beiden größten der 1922 gegossenen Glocken "enteignet". Die kleinste Glocke durfte bleiben. Schon wenige Wochen danach, am 22. Februar ließ sich der damalige Pfarrer Sittel bei der Glockengießerei Rincker für neue Glocken vormerken. Nach dem Krieg verlor das Geld schnell seinen Wert. Immerhin konnte bis 1947 auf Umwegen das für den Guß benötigte Metall - 584 kg Kupfer und 146 kg Zinn - beschafft werden. Bis das Geld für den Guß beschafft war dauerte es noch bis 1950. Nachdem die drei neuen Glocken aufgehängt waren wurde die übriggebliebene kleine Glocke an die Gemeinde Neutsch verkauft, wo sie bis heute Dienst tut.
Ober-Beerbach ist ein Dorf. Es ist daher bemerkenswert, dass man in der Ober-Beerbacher Dorfkirche Hinweise auf das Gedankengut der Freimaurer findet.
Bei Betrachtung der Säulen, welche die Empore tragen fällt auf, dass die Säulen unterschiedlich verziert sind. Diese Unterschiede weisen auf drei Werte bei den Freimaurern hin: Weisheit, Stärke und Schönheit.
Damit die Schönheit sich nicht überhebt, hat sie einen kleinen "Schönheitsfehler".
In den meisten historischen Kirchen gibt es eine Treppe, die vom Kirchenschiff in den Chor führt. Sie markiert den Übergang von "dieser" Welt" in die "geistige" Welt, dort wo der Altar steht. In so fern nichts besonderes. Besonders wird es dann, wenn man sich die Treppe genauer besieht - und feststellt "die is schepp!" Sie ist im Vergleich zur Ost-West-Achse der Kirche nicht im rechten Winkel gebaut. Ich maß nach - 4° beträgt die Abweichung, sehr schön zu sehen wenn man die Bodenplatten des Kirchenschiffes ansieht.
Zufall? Oder Konnten die damals nicht genau messen?
Keines von beiden! Die Chortreppe wurde absichtlich nicht im rechten Winkel gebaut. Nach altem Volksglauben kann der Teufel und alles, was sonst noch aus der Hölle kommt, nur über Treppen gehen, die genau im rechten Winkel stehen. Das bedeutet, dass der Chorraum (= heiliger Bezirk) für das "Böse" nicht erreichbar ist.
Text: B. Bickelhaupt
Bilder: B. Bickelhaupt
Erstellt: 20 04 05
Aktualisiert: 06 06 22
Die Ober-Beerbacher Kirche wurde um das Jahr 1300 gebaut und ersetzt eine ältere, kleinere Kirche. Die Wandbilder werden auf das 14. Jahrhundert datiert. Es ist ungewöhnlich, daß ein kleines Dorf wie Ober-Beerbach schon in so frührer Zeit eine eigene Kirche hatte. Die Bauherren waren die Herren zu Frankenstein, denen Ober-Beerbach zu dieser Zeit gehörte.
Die Gemälde sind nach Secco-Art gemalt, d.h. die Farben wurden auf den schon trockenen Putz aufgetragen. Vermutlich wurden sie in der Reformationszeit übertüncht. Erst 1927 entdeckte man bei einer Renovierung die Bilder wieder. Die Fresken ziehen sich nicht nur an den Wänden entlang, sondern bedecken auch das Gewölbe über dem Altar.
Die Bilder zeigen die Passionsgeschichte - Jesu Leiden und Tod sowie die Auferstehung. Die Bilderfolge ist von links nach rechts, und beginnt über der Tür zur Sakristei. Wahrscheinlich konnte man eine Prozession um den Altar vollziehen. Auch beim Gang zum Abendmahl (Wandel-Abendmahl um den Altar herum) erlebten die Gläubigen Leid und Tod und Auferstehung ihres Herren mit.
Dargestellt ist das Geschehen im Garten Getsemane. Jesus betet, und bittet die Jünger, mit ihm zu beten. Er zieht sich zum Gebet ein wenig zurück. Als er wieder kommt, findet er sie schlafend. Das Bild ist nicht ganz erhalten. Links erkennt man noch einen der Jünger, dessen Augen geschlossen sind - er schläft tief und fest. Rechts dagegen Jesus - er betet mit erhobenen Händen, und bittet Gott darum, den Leidenskelch an ihm vorübergehen zu lassen. Sehr eindruckvoll ist das Gesicht Jesu auf diesem Bild: es zeigt einen Menschen, der in tiefster Not ist, und verzweifelt zu Gott ruft.
Es befindet sich an der linken Innenseite des (zugemauerten) Nordfensters. Es zeigt die Gefangennahme von Jesus. Man sieht Jesus, wie er von Judas geküsst wird, das verabredete Zeichen für die Soldaten, die Ihn verhaften sollen. (Markus 14,44) "...Welchen ich küssen werde, der ist's, den greifet und führet ihn sicher."
(Rechte Seite des zugemauerten Fensters) Jesus vor Pontius Pilatus. Jesus wird von einem Mann in gelben Gewand angeklagt. Am linken Rand (nur noch halb erhalten) sieht man eine Person im Richterstuhl sitzen. Ich glaube dass das Pontius Pilatus sein soll. Warum? Man sehe sich wieder die Gesichter an: Die Hohepriester wollten Jesus töten - Pontius Pilatus dagegen war die ganze Sache ziemlich egal. Der Gesichtsausdruck des Mannes im Richterstuhl drückt Desinteresse aus - er hört nur halb hin und wirkt recht teilnahmslos.
Kein Bild.
Vom 4. Bild ist leider nichts mehr erhalten. Vielleicht war hier Jesus vor den Hohepriestern dargestellt. Die Passionsgeschichte legt dies nahe.
An der Ostwand (hinter dem Altar). Jesus ist an eine Säule gefesselt und wird ausgepeitscht. Das Gesicht von Jesus spiegelt den Schmerz wieder, sein Kopf ist zur Seite geneigt. Die Folterknechte sind kleiner als Jesus, aber mit Feuereifer bei der Sache. Der am linken Bildrand im gelben Gewand scheint den im roten Gewand, ganz rechts, der die Rute in der Hand hält anzufeuern.
Ostfenster, links. Jesus trägt sein Kreuz - er scheint sich darauf zu stützen. Hinter ihm, rot gekleidet ein Mann, offenbar ein Soldat. Der Mann in der gelben Kleidung ist Simon aus Zyrene (Lukas 23,26). Es ist der Augenblick als ihm befohlen wird, anstelle von Jesus das Kreuz zu tragen.
Ostfenster, rechts. Golgata: Jesus hängt am Kreuz, das Blut fliesst aus den Wunden, die man ihm beigebracht hat. Links und rechts von Kreuz stehen zwei Menschen, die Jesus beweinen - links Maria und rechts "den Jünger, den er liebhatte" (Johannes 19,26), womit Johannes gemeint ist. Jesus spricht zu den beiden noch( Johannes, 19,26+27): Zu Maria: "Frau, siehe, das ist dein Sohn!" Zu Johannes: "Siehe, das ist deine Mutter. Und von der Stunde an nahm der Jünger sie zu sich." Der tiefere Sinn darin: In Christus werden wir neue Menschen, eine neue Familie. Wir gehören in Christus zueinander. Die beiden sind auch Zeugen dafür, dass Jesus wirklich gestorben ist, und nicht nur scheintot ist.
Rechts daneben, in der Ecke. Die Abnahme vom Kreuz. Bemerkenswert ist die Kopfbedeckung des Mannes, der Jesus vom Kreuz nimmt. Er trägt einen Hut, der aussieht wie ein umgedrehter Teller, auf dessen Spitze ein Stab, und darauf eine Kugel. Im Mittelalter war dies die Kopfbedeckung der Ärzte, vergleichbar dem weissen Kittel und Stethoskop heute. Die Bibel nennt seinen Namen: Josef aus Arimathäa. Sie erwähnt auch, dass Josef ein vorbildliches Leben führte und darauf wartete, dass Gott seine Herrschaft aufrichtet. (Lukas 23,50-51) (Markus 15,42-43) Der Mann am rechten Rand ist Nikodemus, den Johannes (19,39) erwähnt.
Südwand innen. Es zeigt die Grablegung von Jesus. Er liegt bereits im Grab, und der Mann mit dem Arzthut, Josef aus Arimathäa ist damit beschäftigt, Jesus in das Leichentuch einzuwickeln. Links sieht man 2 Frauen, deren Gesichter Trauer und Sorge ausdrücken. Es sind Maria aus Magdala und Maria, die Mutter von Joses (Markus 15,47). Im Hintergrund ist noch das Kreuz dargestellt, von dem Jesus gerade eben abgenommen wurde.
Südfenster links. Es ist das schönste von allen. Es zeigt Jesus, wie er aus seinem Grab steigt. Mit einem Bein ist er schon draussen, und den rechten Arm und die rechte Hand hat er erhoben, so, als wolle er uns sagen "seht her- ich habe den Tod überwunden!" Vor dem Grab liegt ein Soldat, er schläft, seine Lanze ist an den Sarg angelehnt.
Südfenster rechts. Auf der rechten Innenseite vom Fenster erscheint der wiedererstandene Jesus der Maria von Magdala, die vor ihm kniet nachdem sie ihn erkannt hat. Sie hatte ihn zuerst für den Gärtner gehalten, was die Schaufel in Jesu Hand andeutet. (Johannes 20,15-16)
Auffällig ist die Darstellung der Maria von Magdala. Meist als attraktive junge Frau dargestellt, erscheint sie hier als gereifte Frau im Ordenshabit. Hintergrund dürfte sein, dass das Haus Frankenstein mit dem Zisterzensierinnen-Kloster Partershausen bei Heusenstamm in Verbindung stand. Die Ordensdamen haben wohl das Bildprogramm für die Kirche ausgesucht, und die Äbtissin liess sich an dieser Stelle abbilden.
Lange Zeit war unsicher, wer auf diesem Bild dargestellt ist.
Heute (2021) wissen wir mehr: Es dürfte sich um zwei Jungfrauen handeln, die im 3. Jahrhundert lebten und als Märtyrerinnen starben - somit genau die richtigen Vorbilder für ein Frauenkloster, denn das Zisterzensierinnen - Kloster Partershausen bei Heusenstamm, mit welchem das Haus Frankenstein verbunden war, hat wahrscheinlich das Bildprogramm für die Kirche ausgesucht.
Heilige Agnes
*um 237; +ca. 250 in Rom
Agnes stammte aus einer römischen Adelsfamilie, und sollte im Alter von zwölf Jahren verheiratet werden. Sie bekannte aber, dass sie niemals heiraten könne, weil sie um Christi willen Ehelosigkeit gelobt hätte. Daraufhin wurde sie vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Da nach römischen Recht Jungfrauen nicht hingerichtet werden durften, sollte sie stattdessen vergewaltigt werden. Daraufhin habe ihr Haupthaar den ganzen Körper bedeckt und der ganze Platz sei in weissem Licht erstrahlt. Ihr Vergewaltiger konnte sein Vorhaben nicht ausführen, sondern wurde vielmehr von einem Dämon heimgesucht und starb, wurde aber von Agnes durch ihr Gebet ins Leben zurückgerufen. Darauf wurde sie als Hexe angeklagt und sollte auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Jedoch verbrannte sie nicht, da das Feuer von ihr zurückwich. Daraufhin wurde sie mit dem Schwert enthauptet in der Art, wie man Lämmer schlachtet.
Dargestellt wird Agnes mit einem Lamm, sowie einer Märtyrerpalme.
Gedenktag: 21. Januar.
Heilige Dorothea
*um 279-290 in Caesarea in Cappadocia +um 305 ebenda
Dorothea wurde als Tochter christlicher Eltern geboren. Als der heidnische Statthalter Apricius sie heiraten wollte, wies sie ihn ab weil sie Jungräulichkeit um des Himmelsreiches willen gelobt hatte.
Dies liess sich der Statthalter nicht gefallen, und sorgte für Verurteilung und Enthauptung.
Um Dorotheas Leben sind zahlreiche Legenden entstanden. Eine besagt, dass Dorothea immer wieder den Namen Jesu Christi aussprach. Auf dem Wege zur Hinrichtung spottete der Schreiber des Richters, Theophilus, sie solle doch jetzt, im Winter Blumen aus dem Garten ihres himmlischen Bräutigams schicken lassen, dann würde er selbst auch an Christus glauben. Dorothea wurde hingerichtet - und kurz darauf brachte ein kleiner Junge / Engel Theophilus ein Körbchen mit Äpfeln und Rosen. Theophilus bekehrte sich, und starb als Christ.
Dargestellt wird Dorothea mit einem Korb voller Blumen und Früchte sowie Märtyererpalme.
Gedenktag: 6. Februar.
Was macht mich nun so sicher, dass es sich um Agnes und Dorothea handelt?
Ein Besuch im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt brachte mich auf die richtige Spur: Dort steht der "Friedberger Altar"
Die Darstellung der beiden Heiligen ist auf dem Altar ganz ähnlich wie in der Ober-Beerbacher Kirche.
Wo ist aber das Lamm von Agnes? Vermutlich ist es bei der Restaurierung der Wandbilder 1927 nicht erkannt worden und wurde übermalt, wobei man auch die Haltung des rechten Arms von Agnes änderte.
Woran erkennen wir, dass Agnes ein Lamm trug?
Den Hinweis gibt uns Dorothea! In ihrer rechten Hand trägt sie einen Korb, mit ihrer linken Hand zeigt sie auf etwas, was Agnes haben müsste - das einstmal an dieser Stelle dargestellte Lamm.
Die Decke über dem Altar wurde ebenfalls ausgemalt. Das Gewölbe wird durch die Gratsteine in den Ecken in vier Bildfelder geteilt. So ist für jeden der Evangelisten je ein Feld vorhanden.
Über dem Ostfenster (hinter dem Altar): Hier ist ein Engel in rotem Gewand dargestellt. Die linke Hand des Engels scheint auf etwas hinzuweisen. Der Zeigefinger zeigt auf das Feld mit dem Adler. In der rechten Hand hält der Engel ein Schriftband, auf dem früher der Name "MATHEVM" stand.
Der Evangelist Matthäus steht für die Menschwerdung Christi.
Über dem Südfenster: Die Abbildung eines Stieres. Unter seinem rechten Vorderhuf ist auch hier ein Schriftband zu sehen. Früher stand dort "LVCAS".
Der Stier und der Evangelist Lukas stehen für den Opfertod Christi.
Westseite (Zum Gemeinderaum): Dieses Bild zeigt einen Löwen. Die Beschriftung seines Schriftbandes, das sich an der linken Vorderpfote befindet ist noch lesbar. Dort steht "MARCVS".
Der Löwe und der Evangelist Markus versinnbildlichen die Auferstehung Jesu.
Nordfenster: Über dem zugemauerten Fenster sehen wir einen Vogel, einen Adler. Das Schriftband, das er in seinen Klauen trägt, war früher mit dem Namen "IOHANNES" beschrieben.
Der Adler, der sich in die Lüfte erhebt, steht für die Himmelfahrt Christi.
Die Vier Symbole für die Evangelisten entspringen nicht der Phantasie des Malers. Es handelt sich um Gestalten, wie sie der Prophet Hesekiel sowie der Evangelist Johannes bei ihren Visionen gesehen haben, als sie, jeder zu seiner Zeit, von Gott in den Himmel entrückt wurden. (Hesekiel 1,5.10.22 und 10,14 ) (Offenbarung des Johannes 4,6-8).
Offenbarung 4,6-8: "Und vor dem Thron war es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall, und in der Mitte am Thron und um den Thron vier himmlische Gestalten, voller Augen vorn und hinten. Und die erste Gestalt war gleich einem Löwen, und die zweite Gestalt war gleich einem Stier, und die dritte Gestalt hatte ein Antlitz wie ein Mensch und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler. Und eine jede der vier Gestalten hatte sechs Flügel, und sie waren aussen und innen voller Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt."
Auch die Anordnung ist kein Zufall. Es wird die ganze Geschichte Jesu erzählt. Im Osten fängt es mit der Menschwerdung Jesu an, über seinen Opfertod zur Auferstehung bis zur Himmelfahrt. Und der Evangelist Matthäus, der mit seinem Zeigefinger auf das Feld vom Evangelisten Johannes zeigt, deutet damit schon am Anfang an, woher Jesus kam und wohin er ging: In den Himmel zum Vater.
An der Stelle, an der sich alle vier Felder treffen, ist eine Wolke aufgemalt. Diese Wolke steht für Gott - Gott der höchste, denn die Wolke ist an der höchsten Stelle im inneren der Kirche und Gott, die Mitte von allem, den sie befindet sich genau in der Mitte des Altarraumes, direkt über dem Altar. Der Schlussstein, die Stelle, an der sich die vier Gratsteine treffen, in der Mitte der Wolke ist mit farbigen Ringen und in der Mitte mit einem schwarzen Punkt bemalt. Diese Gestaltung erinnert an ein Auge, und in der Tat soll dies das Auge Gottes darstellen
Dieses Bild ist nur vom Altarraum aus zu sehen. Es befindet sich an der innenseite der Mauer zum Gemeinderaum hin. Zu sehen sind zwei Engel, die Posaunen blasen. Zu erkennen ist auch noch der Rest eines Regenbogens. Der Regenbogen ist das Zeichen der Versöhnung zwischen Gott und Mensch (1. Mose 9,12-17)
Im Gemeinderaum (Kirchenschiff) ist an der Nordwand ein weiteres Bild zu sehen. Durch die später eingefügte Empore und Fenster ist dieses Bild zerschnitten. Zu sehen ist hier Christophorus, der Christusträger, der das Jesuskind durch einen tiefen Fluss trägt. Während er das eigentlich leichte Kind trägt, wird ihm die Last immer schwerer, so dass er es nur knapp an das andere Ufer schafft. Dort gibt sich Jesus zu erkennen. Christophorus erkennt, dass er in Christus die Sündenlast der Welt trug.
Einige Bilder sind nur im Altarraum zu sehen. Das gilt für die Bilder Nr. 2, 11, die der vier Evangelisten und das Engelbild an der Decke. Vielleicht regt diese Beschreibung den ein oder anderen an, nach dem Gottesdienst einmal nicht gleich hinauszugehen, sondern in die andere Richtung, zum Altar, um sich die Fresken genauer anzusehen.
Text: B. Bickelhaupt
Bilder: 9102-23, 24, 25, 26: Pfarramt Ober-Beerbach, alle anderen: B. Bickelhaupt
Erstellt: 18 05 05
Aktualisiert: 15 03 21
Photos von HS-Photo, 06150 1 7751.
Nach über zwei Jahren Renovierung war es am 1. Dezember 2013 um 17 Uhr endlich soweit: Wir konnten den ersten Gottesdienst in der frisch renovierten Kirche feiern!
In einem feierlichen Einzug wurden die Altargeräte, Altarkreuz, Bibel, Kerzen, Abendmahls- und Taufgeschirr wieder in die Kirche gebracht und der Altar damit gedeckt als sichtbares Zeichen dafür, daß die lange Wartezeit und das "Exil" im Gemeindehaus und in anderen gastfreundlichen Kirchen nun zuende ist. Es musizierten der Posaunenchor Ober-Beerbach, Birgit Köhler-Günther an der sanierten Orgel und Familie Kinzler mit ihren Streichinstrumenten.
Die Kirchenvorsteher schlüpften in historische Rollen und luden zu einem Gang durch die Geschichte der Kirche ein: Sie ist im Mittelalter als Eigenkirche der Herren zu Frankenstein um 1400 mit gotischen Fenstern und Wandmalereien ausgestattet worden. Nach der Reformation wurden die Bilder übertüncht. Weil das Wort Gottes im Mittelpunkt stehen sollte wurden Kanzel und Emporen eingebaut. In der heutigen Zeit gilt es, den Glauben als Lebenshilfe wieder neu zu entdecken. So geben sich eine Frankensteinerin, eine Äbtissin, ein hessischer Landgraf und eine Pfarrerin die Ehre.
Architekt Frank Liebig aus Darmstadt gab Einblicke in die aufwendige Total-Sanierung: Das Dach war statisch instabil geworden, die Hölzer des Dachstuhles waren stark geschädigt, zum Teil vom Hausschwamm befallen. Im Inneren war das Gebäude stark angegraut, aufsteigende Feuchtigkeit machte dem Gemäuer zu schaffen. Unter anderem galt es, die spätgotischen, gut erhaltenen Wandmalereien im Chorbereich, die Christophorus-Darstellung im Kirchenschiff und die barocke Orgel unbeschadet durch die Sanierungszeit zu bringen und dabei behutsam zu restaurieren.
Das Wahrzeichen Ober-Beerbachs stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist mehrfach saniert worden (um 1400, 1742, 1866, 1907, 1929, 1961, 1983 und nun von 2011-2013). Die Kosten sind auf 830 000 Euro angesetzt. Ein ehrgeiziges Projekt für die Kirchengemeinde, das nur gemeinsam mit starken Partnern geschultert werden konnte! Der Kirchenvorstand dankt den vielen Spendern, der Gemeinde Seeheim-Jugenheim, der Gesamtkirche und dem Hessischen Landesamt für Denkmalpflege sehr herzlich für die gemeinsame Rettungs-Aktion!
Zur Eröffnung gab es nun für jeden ein kleines überraschendes adventliches Dankeschön in Form eines kleinen Weihnachtsplätzchen mit einem Bild der frisch renovierten Kirche darauf. Nach dem Gottesdienst wurde zum Empfang mit Sekt, Saft, Selters, Häppchen und Plätzchen eingeladen.
Nachdem vorigen Monat die Einzelteile der Orgel wieder in die Kirche gebracht wurden, gibt nun die Orgelwerkstatt Ott den Ton an: Die Orgel wird wieder Stück für Stück zusammen gebaut, nötige Reparaturen werden dabei gleich mit erledigt.
Orgelbaumeister Ott meinte, soviel sei gar nicht zu reparieren. Mehr Arbeit macht da schon die Windzuführung. Die Luft für die Orgel (der "Wind") wird im Dachboden angesaugt, dazu gibt es ein Loch in der Decke, durch die ein Kanal führt. Da die neue Decke höher ist, als die alte muss die Manschette für den Motor angepasst werden. Die Stelle, die die Zimmerleute für das Loch vorgesehen hatten passte exakt. Nur die Höhe muß geändert werden.
Nun freuen wir uns schon auf den ersten Einsatz der Orgel in der frisch renovierten Kirche.
Jeder, der längere Zeit von Zuhause weg war, freut sich, wenn er oder sie wieder nach Hause zurück kommen kann.
So würde es der Orgel, wenn sie reden könnte wohl auch gehen. Nach fast zwei Jahren im "Exil" in der Scheune von Familie Kleinsorge, der wir von Herzen für die Gastfreundschaft danken, ist die Königin der Instrumente wieder an ihrem angestammten Platz in der Kirche angekommen.
Am Donnerstag, dem 22. August 2013 trafen sich fleißige Helfer und die Orgelbaufirma Ott, um die eingelagerten Teile der Orgel wieder in die Kirche zu bringen.
Zunächst wurden die Holzpfeifen in die Kirche gebracht. Sie sind zwischen 30 cm und 2 metern groß, und waren noch am einfachsten von einer Person zu tragen, bis auf die ganz großen, die zu zweit getragen wurden. Danach kamen die Wände an die Reihe. Der empfindlichste Teil hiervon ist der Orgelprospekt, als die Seite, die von vorne zu sehen ist. Zum Schluß wurden die in Kartons und Holzkisten verpackten Zinnpfeifen und Einzelteile der Mechanik in die Kirche gebracht.
Dort wartet nun alles darauf, von Orgelbaumeister Ott wieder zusammengesetzt zu werden, danach wird die orgel gestimmt, und ist dann Ende Oktober hoffentlich wieder voll Einsatzfähig.
Nachdem die Kirchenbänke in die Kirche zurückgekehrt sind, wurde jetzt das letzte Gerüst entfernt, die Wandbilder sind gesäubert worden und sind heller als zuvor, der Wandputz im Chor wurde perfekt darauf abgestimmt.
Maler und Anstreicher haben damit begonnen, den Staub, der sich während der Revovierung angesammelt hatte vom Fußboden naß aufzuwischen, die letzten Anstriche sind in Arbeit.
An den Bänken haben die Elektriker die neue Heizung eingebaut. Die Heizstrahler befinden sich nicht mehr unter den Fußbrettern, sondern unter den Sitzbänken. Die neuen Heizstrahler sind sparsamer als die alten aus dem Jahr 1962. Durch insgesamt vier Temperaturfühler im Schiff, im Chor und auf der Empore kann die Heizung sehr viel genauer geregelt werden als bisher, was nochmals Energie spart.
Die Lampen sind bestellt, nach deren Installation soll auch die Steuerung für die Glocken und Turmuhr vom Glockenturm in das Erdgeschoss der Kirche verlegt werden.
So langsam gewinnt alles Kontur, es geht weiter voran.
Unerwartete Schwerpunkte setzte der Darmstädter Architekt Frank Liebig in seinem Bericht über die Kirchensanierung in Ober-Beerbach. Den gut 50 Besuchern, die zum Baustellen-Gottesdienst in die Kirche gekommen waren, erklärte er zunächst, wie wichtig für Bauprojekte das Vertrauen ist für das er sich beim Kirchenvorstand bedankte. Nur in vertrauensvoller Beziehung gelingt gute Arbeit.
Beim seinem zweiten Schwerpunkt hörte man sein persönliches Verhältnis zum lebendigen Baustoff Holz heraus - denn Frank Liebig ist eben nicht nur Architekt, sondern auch ausgebildeter Schreiner: "Was glauben Sie, durch wie viele Hände ein Baumstamm aus dem Wald geht, bis er hier in der Kirche seine Ruhe und seinen Platz findet?" Er rechnete die "Arbeitsschritte mal Dachbalken" vor und kam auf 22 000 Berührungen für das gesamte Gebälk, das im Kirchendach verbaut wurde.
Bernd Bickelhaupt dokumentierte anhand seiner Bildershow die Arbeitsfortschritte. Er gab Einblicke in Winkel, in denen seit Hunderten von Jahren kein Licht hingekommen ist, etwa auf die obere Seite vom Schlussstein des Chorgewölbes.
In ihrer Predigt zeichnete Pfarrerin Angelika Giesecke das Baugeschehen anhand von biblischen Begebenheiten in vier Stationen nach: Pläne und Kosten, Schutt abladen, Leitern und Gerüste und schließlich Weiterbauen. Mit Finger-Picking und gelungener Begleitung auf seiner Gitarre brachte Gerhard Christ die Kirche zum Klingen. Nach dem Gottesdienst versorgten Angelika Kleinsorge, Sigrid Plößer, Nadine Anton und Gabi Pritsch die Besucher mit Getränken und Fingerfood.
Die hervorragende Akustik, die ansprechende Dekoration mit Efeu und vielen Kerzen, die geleisteten Sanierungsarbeiten und manches mehr wurden gewürdigt. Anschließend wurde wieder aufgeräumt, denn die Bänke werden eingebaut, die Restauratoren reinigen die Bilder, an der Elektrik wird weitergearbeitet, die Fensterscheiben werden überholt.
Mit einem möglichen Datum der Fertigstellung sind wir ja vorsichtiger geworden. Nun hoffen wir auf eine festlicher Eröffnung am 1. Advent 2013. Es gibt noch viel zu tun - alles wie im richtigen Leben - packen wir's an!
Im Mai steht die nächste Entscheidung an: Wie soll die Kirche beleuchtet werden? Da die Alten Lampen uns nicht mehr zur Verfügung stehen (und zum Teil auch kaputt waren) wird für die Kirche ein neues Beleuchtungs- Konzept erarbeitet.
Dabei ist an vieles zu denken. Zum einen soll es natürlich so hell sein, daß man z.B. am Heilig-Abend das Liedblatt gut lesen kann. Der Raum - und vor allem die Wandbilder - sollen auch zu Geltung kommen. Nicht nur auf die Leuchtmittel kommt es an, auch auf die Leuchten (sie dürfen nicht zu groß sein, sonst sieht man von der Empore aus nichts mehr) und die Farbe des Lichtes spielt auch eine Rolle.
Am 8. Mai trafen sich daher Mitglieder des Kirchenvorstandes, Pfarrerin, Architekt, Kirchenverwaltung, Denkmalschutz und ein Beleuchtungsfachmann in der Kirche, um diese Fragen zu erörtern. Soviel sei schon verraten: Die Lampen werden teilweise an anderen Orten hängen.
Die nächsten anstehenden Arbeiten ausser "Licht und Leuchten": Reinigung der Wandbilder, Einbau der Bänke.
April 2013: Feintuning für die Wandbilder.
Die Kirchenrenovierung nähert sich der Zielgeraden. Was die Arbeit nicht unbedingt einfacher macht! Die Details und Feinheiten sind in so einer Kirche wie der unseren sehr anspruchsvoll. Ein Balken, der nicht mehr trägt, trägt halt nicht mehr und muß ausgewechselt werden. Fertig, Entscheidung getroffen.
Bei so sensiblen Themen wie "Farbe" ist das schon schwieriger. Eine falsche Entscheidung hier hat man dann immer vor Augen. Daher ist gerade hier besondere Sorgfalt erforderlich.
Relativ einfach war die Sache noch im Kirchenschiff: ein heller, freundlicher Farbton für die Wand. Sehr viel schwieriger ist das im Chor. Die Wandbilder sind zur Zeit relativ "dunkel", denn sie sollen noch gereinigt werden. Der Kontrast zu der hellen Farbe im Schiff, mit der der Chor zuerst probeweise auch gestrichen wurde erwies sich als zu stark. Daher wurde durch den Restaurator zunächst ein Stück des Wandbildes gereinigt, danach die Farbe des Wandputzes darunter angepaßt und etwas dunkler.
Das Bild unten gibt einen guten Überblick: Vorher - Nachher. Nun sind wieder Beratungen mit dem Denkmalschutz erforderlich, um die nächsten Schritte abzustimmen: Paßt die Wandfarbe zu den Wandbildern, oder muß noch etwas geändert werden?
Am 15. Februar 2013 fiel die Entscheidung, in welcher Farbgebung unsere Kirche zukünftig im inneren erstrahlen wird. Die Restauratoren untersuchten voriges Jahr die Kirche, und fanden Farbspuren aus verschiedenen Epochen. Aus der Gotik, Barock, Neoklassik...
Der Denkmalschutz in Zusammenarbeit mit dem Baureferat der Kirchenverwaltung entschied sich für den gotischen Farbbefund. Das heißt: Chorbogen in rot mit Zacken, die Wände in Ocker-Weiß mit rotem Rand für die Fenster und Mauerlatte.
Nun sind wir gespannt, wie das ganze dann "in echt" aussieht! Die Malerarbeiten sollen so schnell wie möglich durchgeführt werden, danach sind wieder die Elektriker am Zuge. Der Wiederaufbau der Orgel wird etwa 8 Wochen dauern und ist für Juni / Juli vorgesehen. Zwischendurch, so hoffen wir, wird Gelegenheit sein, die Konfirmation in der Kirche zu feiern. Ein richtige Einweihungsfeier wird es auch geben. Nur der Termin fehlt uns noch.
Unsere Kirche hat ihre Stimme wieder! Am 12. Dezember, nachmittags um drei Uhr war es soweit: Die neue Steuerung für die Läuteanlage und die Turmuhr wurden in Betrieb genommen. Von nun an wird uns die Turmuhr wieder die genaue Zeit zeigen - und die Glocken werden das Leben unserer Gemeinde begleiten, in Freud und Leid.
Die Glocken wurden zunächst zur Probe einzeln, danach zusammen geläutet, um die Steuerung einzustellen. Einige der Werte, die hierfür gebraucht werden sind die Kraft, mit der die Motoren die Glocken bewegen, die Bremskraft, und der Läutewinkel.
Diese Werte sind für jede Glocke verschieden, denn jede Glocke ist ein Unikat! Nicht nur das Gewicht spielt eine Rolle, auch die Glockenform, Länge, der Durchmesser der Öffnung unten.
Die Dachdecker-Arbeiten sind abgeschlossen. Das Gerüst, daß unsere Kirche seit dem Frühjahr umgab, wurde bereits zum Teil wieder abgebaut. Bis dahin mußten die Dachdecker aber noch einmal alles geben.
Vielleicht sind Ihnen die kleinen Dachgauben an unserem Turmhelm schon einmal aufgefallen?
Hier ist besonderes Fachwissen gefragt und besondere Sorgfalt nötig.
Damit die Eindeckung regendicht ist, und auch lange hält, müssen zudem zwei Lagen Schiefersteine übereinander gelegt werden.
Da diese Arbeiten zeitintensiv sind, waren die Dachdecker auch nach Einbruch der Dunkelheit noch am Turm aktiv, wie am Bild unten zu sehen ist.
Aus zwei Gründen verzögern sich die Maler- und Verputzerarbeiten:
1.) Solange die Dachdecker am Dach arbeiteten, durfte sich unter ihnen niemand auf dem Gerüst aufhalten. Zu groß ist die Verletzungsgefahr, wenn etwas herunterfällt.
2.) Die Temperaturen sind schon recht niedrig, so dass die "Standzeit" (Zeit bis der Putz getrocknet und angestrichen werden kann) mehrere Tage bis Wochen benötigt, abhängig von der Schichtdicke.
Damit im Inneren der Kirche verputzt werden kann, soll eine Baustellen-Heizung aufgebaut werden. Dadurch kann die Standzeit des Putzes deutlich verringert werden.
Durch die Verzögerungen an unserer Baustelle ist der Fertigstellungstermin zu Weihnachten 2012 sehr knapp. Zudem wäre zu diesem Zeitpunkt die Orgel noch nicht wieder aufgebaut. Wir werden daher die Weihnachtsgottesdienste noch einmal in der Bürgerhalle feiern. Die elektrische Anlage wird bis dahin aber schon soweit fertig sein, dass die Glocken wieder läuten können.
Seit Anfang September geht es an der Kirche so richtig rund! Neben den Elektrikern sind nun auch die Dachdecker aktiv. Die "Altdeutsche Eindeckung" wird in verbesserter Form übernommen: Die Überlappung der Schiefersteine wird auf 30% erhöht, und es wird diagonal eingedeckt. Das Besondere an der "Altdeutschen Eindeckung" ist, daß die Schiefersteine von unten nach oben immer kürzer werden, was dem Dach ein elegantes Aussehen gibt. Nach dem Dach wird der Turm neu eingedeckt. Auch das kleine Dach der Sakristei muß komplett erneuert werden.
Neben Elektrikern und den Dachdeckern sind zur Zeit die Maler und Steinmetze innen und außen tätig.
Die Maler überprüfen den Außenputz. Der Sperrputz, der bisher die Feuchtigkeit in der Wand hielt, wird entfernt und durch einen atmungsaktiven ersetzt. Nun wird wieder ein einfacher Kalk-Mörtel-Putz verwendet, genauso wie man es früher auch hatte. Zudem wird der Putz von der Farbe befreit, ausgebessert und schließlich neu gestrichen.
Die Steinmetze bessern das gotische Maßwerk an Fenstern und Türen aus. Verwitterte Steine werden durch neue ersetzt. An anderen Stellen, etwa dem großen Ostfenster werden Stahlbügel eingesetzt, um die Stabilität zu erhöhen.
Ende September gab es etwas ganz Seltenes zu sehen: Da der Bretter-Boden im Turm auch erneuert wird, konne man die Oberseite der Chordecke sehen.
Zuerst dachte ich noch, das Ganze sei mit Lehm verputzt. Weit gefehlt! Es handelte sich um Staub und Dreck, der sich im Laufe der Jahrhunderte angesammelt hatte, immerhin zwei volle LKW-Ladungen voll. Jetzt kann man sehr schön sehen, wie sorgfältig das Kreuzrippen-Gewölbe vermauert ist.
Im August war es aussen an der Kirche seltsam ruhig. "Ei werd an der Kersch dann net geschafft??" Ei wohl schon, aber eben innen. Zur Zeit sind die Elektriker dabei, die gesamte elektrische Anlage zu erneuern. Alle Kabel, Schalter, Steckdosen, Lampen werden erneuert.
Derweil erhielt der Hahn auf der Kirchturm-Spitze erneut Besuch: Vom Vergolder, der die Vergoldung des Hahnes und der darunter liegenden Kugel erneuert hat.
Am 12. Juli 2012 bekam der Hahn auf dem Kirchturm Besuch. An diesem Tag trafen sich Architekt, Zimmerleute und der Kirchenvorstand zu einer Baustellen-Vesper.
Die urprüngliche Idee, Tische und Bänke oben auf der Plattform aufzustellen war wetterbedingt leider nicht machbar. Sehr wechselhaft, oft Regen. Aber so inmitten der Baustelle eine kleine Mahlzeit, das war auch recht urig. Der Kirchenvorstand wollte mit Brezeln, Würsten, Brötchen, Kuchen den Zimmerleuten, die uns demnächst verlassen werden noch einmal "Danke" sagen. Immerhin waren die vier Handwerker aus dem Taunus gut ein Vierteljahr bei uns.
Der Kirchenvorstand hat danach mit Architekt und Zimmerleuten zusammen die Baustelle besichtigt, viele Fragen wurden gestellt und kompetent beantwortet. Passend dazu hörte es auf zu regnen, der Himmel riss auf und die Sonne zeigte sich doch noch.
Der Höhepunkt - im wahrsten Sinne des Wortes - war ein Besuch beim Hahn auf der Kirchturm-Spitze. Eine solche Gelegenheit bietet sich nur ganz selten, und keiner der Anwesenden liess es sich nehmen, kletterte bis ganz nach oben um den Hahn einmal ganz aus der Nähe zu betrachten und anzufassen.
Vielen Dank an die Zimmeleute und den Architekten, Herrn Liebig für ihre Arbeit und die Gelegenheit, einmal ganz an der Spitze zu stehen.
Viele Interessierte fanden sich am 28. Juni 2012 an der Kirche zum Richtfest ein. Wie es der Brauch ist, wurde ein kleines geschmücktes Bäumchen am Dachstuhl angenagelt. Danach folgte der gereimte Richtspruch, der mit einem Glas Wein abgeschlossen wurde Das Glas wurde dann zu Scherben geworfen, damit es Glück bringt.
Nach diesem, sozusagen "offizellen" Teil gab es die Möglichkeit, die Kirche auch innen zu besichtigen. Architekt Frank Liebig als kompetenter Ansprechpartner beantwortete viele Fragen.
Die Arbeiten am Dachstuhl stehen kurz vor dem Abschluß. Insgesamt mussten rund 85% der Konstruktion erneuert werden, da das Holz des alten Dachstuhles wegen Feuchtigkeitsschäden und Pilzbefall nicht mehr verwendbar war. Im Turm hat man noch etwa vier Wochen zu tun, auch hier gibt es einiges auszubessern. Hier stehen keine Feuchtigkeitsschäden im Vordergrund. Vielmehr ist der Turm einer besonderen mechanischen Belastung ausgesetzt, so dass etliche Fachwerk-Verstrebungen neu ausgesteift werden müssen.
Mitte Juli werden dann die Dachdecker kommen, und das Dach neu eindecken. Wir bekommen wieder Schiefersteine in altdeutscher Deckung.
Auch innen in der Kirche gab es viel zu sehen. Zum Beispiel, dass unsere Kirche aus Gabbro-Steinen erbaut wurde (das ist eine spezielle Granit-Sorte, die es nur hier in der Gegend gibt, nicht aber z.B. bei Ober-Ramstadt). Die Steine wurden seinerzeit sehr sorgfältig vermauert. An der dunklen Verfärbung konnte man sehr gut sehen, wie hoch die Feuchtigkeit in der Wand schon gestiegen war, denn bei der letzten Renovierung wurde ein sogenannter "Sperrputz" angelegt, der die Feuchtigkeit in der Wand hielt.
Im Chorraum konnte man anhand der vielen verschiedenen Steinsorten sehen, dass schon ziemlich viel an der Kirche gebaut wurden. Die Menschen wollten zu allen Zeiten Gottes Haus unter den Menschen schön gestalten.
Wir danken den Zimmerleuten und Architekt Frank Liebig für ihre Arbeit und für die sehr informative Kirchenbesichtigung.
Die Dachrenovierung schreitet voran. Die meisten Schäden sind repariert. Schadhafte Balken wurden ausgebessert oder, wie die völlig unbrauchbar gewordenen Deckenbalken durch neue ersetzt. Ebenso die Lagerbalken, die direkt auf den Mauern liegen und die gesamt Last tragen. Die neuen Decken- und Lagerbalken sind dicker als ihre Vorgänger. Auch im Turm geht es voran. Nun können wir bald Richtfest feiern.
Gleichzeitig tut sich auch in der Kirche einiges. Es wurde damit begonnen, den rissig gewordenen Zementputz von 1978 abzuschlagen. Zum Vorschein kommen die Bruchsteine, aus denen unsere Kirche gebaut wurde. Ebenso Ziegelsteine, die in späteren Jahrhunderten eingemauert wurden bei Reparaturen.
Es ist ein seltsames Gefühl, vor dem Altar zu stehen, in einer Schutthalde genau ein halbes Jahr vor Weihnachten. Das alles soll bis dahin fertig sein? Die Renovierungsarbeiten liegen im Zeitplan, und somit durchaus möglich, dass ich in einem halben Jahr anstatt auf Schutt auf einen blitzblank geputzten Abendmahls-Kelch sehe.
Weiterhin haben die Zimmerleute das Sagen auf unserer Baustelle Kirche. Die Arbeiten an der Dachkonstruktion sind jetzt an einem heiklen Punkt angelangt. Nachdem alle alten Deckenbalken entfernt wurden, werden zur Zeit die Dachsparren ausgebessert. Dazu werden die schadhaften Teile herausgesägt und durch neues Holz ersetzt. Dadurch hängt der Dachstuhl zum Teil "in der Luft", und ist instabil. In den nächsten Tagen jedoch sollen die neuen Deckenbalken eingezogen werden, so daß dann wieder alles stabil ist und auf festem Fundament ruht.
Gleichzeitig wird der Turm weiter eingerüstet, denn dessen Schiefereindeckung soll ebenfalls erneuert werden, ebenso wie der gesamte Aussenputz.
Die Zimmerleute haben mit ihrer Arbeit begonnen. Zuerst wurden die alten Schiefersteine entfernt, danach die darunter liegende Dachpappe und die Bretter, auf denen alles festgenagelt war. Der nächste Arbeitsschritt ist, die gesamte Dachkonstruktion auf ihre Standsicherheit zu überprüfen und schadhafte Balken auszutauschen. Dies dürfte in erster Linie die Deckenbalken betreffen, auf denen das ganze Dach ruht, und die in der Vergangenheit bereits mehrmals repariert wurden.
Seit März geht es in und an der Kirche zur Sache. Nachdem die Restauratoren die Wandbilder untersucht und gesichert haben, wurde ein Staubschutz aus Folie angebracht. Inzwischen sind die Kirchenbänke ausgebaut worden, ebenso die Lampen und die alte elektrische Heizung. Die elektische Anlage ist so eingerichtet worden, daß die Glocken noch zu den Gottesdiensten läuten. Der "Stundenschlag" der Turmuhr jedoch ist abgeschaltet. Dieser Stromkreis wird für die Stromversorgung der Baustelle gebraucht. Im Kirchenschiff steht jetzt ein Arbeitsgerüst, eine Schuttrutsche ist ebenfalls vorhanden, nun können die Arbeiten am Dach und der Decke beginnen.
Nachdem im Oktober 2011 die Orgel abgebaut wurde, sind seit Januar 2012 die Restauratoren in der Kirche. Zunächst wurden die verschiedenen Farbschichten freigelegt und zeitlich zugeordnet. Zur Zeit werden die Wand- und Deckenbilder gesichert. Dazu werden sie "hinterspritzt". Wie wird das gemacht? An den entsprechenden Stellen wird zunächst ein kleines Loch gebohrt, in das dann eine Injektions-Nadel eingebracht wird. Über diese Nadel wird eine Flüssigkeit eingespritzt, die den Putz mit den Bildern wieder mit dem Untergrund (Wand und Decke) verbindet.
Inzwischen ist auch der erste Untersuchungsbericht der Firma Steuernagel und Lampert eingetroffen, der sich mit dem Kirchenschiff befasst. Pfarrerin Giesecke erstellte eine Zusammenfassung aus dem Bericht:
Im Ober-Beerbacher Kirchenschiff haben die Restauratorinnen der Firma Steuernagel und Lampert aus Groß-Bieberau an 18 Stellen sondiert und mehrere Schichtenabtreppungen gefunden. Mit dem Skalpell wurden die einzelnen Schichten freigelegt und mit Etiketten gekennzeichnet. Unsere Kalk-Secco-Malereien an den Wänden und am Gewölbe im Chorraum werden auf 1400 (spätgotisch) datiert. Das Kirchenschiff wurde 1742 erneuert und mit Emporen versehen. Die Bänke im Kirchenraum sind neuzeitlich.
Nach dem Vergleich aller Einzelbefunde erfolgt die Ermittlung von so genannten Leitfassungen. Sie sind in ihrer Charakteristik typisch und an den verschiedenen Befundstellen gut wieder zu erkennen. Anhand der Leitfassungen lassen sich die anderen Fassungsschichten in Beziehung zueinander setzen.
Die spätgotische Raumgestaltung
Die spätgotischen Malereien liegen auf einer weißen Kalktünche, welche auf einen braunen Kalk-Sandmörtel aufgestrichen ist. Dieser braune Kalk-Sand-Mörtel ist noch auf der Nordwand, auf der Fensterlaibung des Spitzbogenfensters in der Nordwand und auf der Chorbogenwand vorhanden.
Während im unteren Teil des Christopherusbildes die Malschicht auf einer dünneren Kalkschicht liegt, hat die Kalkgrundierung im oberen Wandbereich eine höhere Schichtstärke, eine streifige Kalkglätte. An der Wandfläche und im vorderen Teil der Fensterlaibung liegen auf dieser Kalkglätte ockerfarbene Malschichtreste. Im Bereich der lnnenkante der Fensterlaibung liegt als erste farbige Fassung auf der weißen Kalkgrundierung ein rotes Band (ca. 14 cm breit) mit angrenzendem grauen Begleitstrich (5 mm breit); die übrige Laibungsfläche bleibt hierzu weiß stehen. Die steinerne Konsole unterhalb der Empore war aufgrund der zahlreichen Farbfassungen wohl schon vor dem Einbau der Empore vorhanden. Als erste Farbfassung liegt ein leuchtendes Rot (entsprechend der Laibungsinnenkante) vor. Bei der Erstfassung auf der Chorbogenwand handelt es sich um rote gemalte Quadersteine mit einem schwarzen Begleitstrich (ca. 1 cm); die übrige Wandfläche bleibt in einem gebrochene warmem Weiß stehen.
Die barocke Raumgestaltung
Mit dem Einbau der Emporen im Jahr 1742 dürften zeitgleich die Rundbogenfenster eingebaut worden sein. Danach wurde das Kirchenschiff mit einem beigefarbenen Kalk-Sand-Mörtel verputzt. Darauf liegt als Wandfassung ein gebrochen weißer Kalkanstrich. Im oberen Wandanschluss sind zusätzlich graue und dunkelrote Farbfragmente nachweisbar, welche auf eine Bebänderung schließen lassen. An der Südwand erscheint die erste Kalktünche auf dem hellen, beigefarbenen Verputz wesentlich dunkler, An der Decke ist ein beigefarbener Kalk-Sand-Mörtel vorhanden. Die Säulen der Empore tragen einen beigefarbenen Anstrich, während die seitlichen Stützen als erste Farbschicht eine grünlich blaue Schicht aufweisen. Das Gebälk der Emporenbrüstung war im Wechsel rot und dunkelgrün gefasst. Handlauf und Gitterstäbe warei grüngrau.
Die Raumgestaltung um 1800
Hier tauchen graue Fassungsfragmente auf. Graue Farbschichten sind bislang am Chorbogen, an der Wandfläche im Kirchenschiff und an der Wand im Emporenraum (Nähe Außenkante Fensterlaibung) belegt. Die Empore war vermutlich grüngrau oder hellblau gefasst. Vielleicht entstand die Bemalung um das Jahr 1824, als Ober-Beerbach wieder eine eigene Pfarrstelle bekam.
Die Raumgestaltung um 1900
Eine weitere Raumgestaltung ist geprägt von einem kräftigen, ockerfarbenen Anstrich, der auch den Chorbogen, die Wandflächen und Fensterlaibung im Kirchenschiff und an der Wand (Nähe Außenkante Fensterlaibung) im Emporenraum miteinbezieht. Zeittypisch sind Maserierungen auf dem Holzwerk. Die dritte Schichtenebene zeigt auf einer gebrochen weißen Grundierung einen ockerfarbenen Grundanstrich mit einer braunen Lasur. Vielleicht stammen diese Schichten aus dem Jahr 1927, in dem die Wandmalereien freigelegt wurden.
Weiterführende Hinweise
Im Zuge der anstehenden Restaurierungsmaßnahmen der Raumschale sollten unter anderem folgende Beobachtungen berücksichtigt bzw. ergänzende Untersuchungen angedacht werden:
1) Weiterführung der Befundstelle am Chorbogen zur Ermittlung der genauen Größe der gemalten spätgotischen Quadersteine. Es ist zu prüfen, ob sie mit Lichtkanten versehen waren.
2) Ergänzende Untersuchung an der Innenkante der Fensterlaibung der Rundbogenfenster (aufgrund der Raumsituation bislang nicht zugängig).
Oktober 2011: Die Orgel wird ausgebaut.
In der letzen Oktober-Woche hat die Renovierung unserer Kirche begonnen!
Noch von aussen nicht sichtbar, denn den Winter über soll im inneren der Kirche gearbeitet werden.
Zunächst hat der Orgelbauer die Orgel abgebaut. Da die Decke komplett erneuert wird, ist das erforderlich, damit kein Staub in die empfindlichen Pfeifen kommt. Danach sollen die Bänke und die alte Elektro-Heizung ausgebaut werden, und der Putz innen erneuert werden. Ab Februar wird es dann richtig losgehen.
Am 29. Oktober 2011 haben sich Orgelbauer, Helferinnen und Helfer aus der Gemeinde und der Kirchenvorstand getroffen, und haben die Orgelteile in die Scheune der Familie Kleinsorge verbracht, die sie uns freundlicherweise hierfür zur Verfügung stellt. Danach wurde es staubig, denn wir haben bei der Gelegenheit auch gleich den Turm ausgeräumt, so daß die Renovierungsarbeiten nicht erst mit Aufräumen beginnen müssen. Die Aufräumaktion endete mit einem gemeinsamen Mittagessen im Hof bei Familie Kleinsorge bei Kürbis-Suppe, Würstchen und anderen leckeren Sachen.
Wir danken allen, die mit angepackt haben - und allen, die uns bekocht haben!
Zwei Nachrichten trafen Anfang Juni 2011 zeitgleich im Pfarramt Ober-Beerbach ein. Die gute Nachricht: Die Kirchenverwaltung hat die Sanierung der Ober-Beerbacher Kirche endgültig genehmigt.
Die weniger gute Nachricht: Die Sanierungsarbeiten sollen nicht sofort, sondern erst im nächsten Februar beginnen.
Wieso hat es so lange gedauert, bis die Baugenehmigung erteilt wurde?
Die Kirchenverwaltung hatte die Baugenehmigung ursprünglich an die Bedingung geknüpft, dass die Kommune Modautal ihre Zahlungspflicht anerkennt und die Sanierung mit rund 50.000 Euro bezuschusst.
Die Kommune lässt ihre Zahlungspflicht aber schon seit geraumer Zeit vom Hessischen Städte- und Gemeindebund prüfen und fordert immer neue Unterlagen an. Wann die Prüfung zu einem Ergebnis kommen wird, ist offen. Dem Kirchenvorstand ist es jetzt in schwierigen Gesprächen mit verschiedenen Ressorts gelungen, die Kirchenverwaltung dazu zu bewegen, ihre Bedingung fallen zu lassen und die Baugenehmigung auch ohne eine Antwort Modautals zu erteilen. Ob und in welcher Höhe sich Modautal an der Sanierung beteiligen muss, kann jetzt in Ruhe geprüft werden, ohne die Sanierung weiter zu verzögern.
Und warum geht es dann nicht schon in diesem Sommer los?
Gerüstbauer und Zimmerleute wollen erst nach den Sommerferien tätig werden. Bei einem Baubeginn im Spätsommer können die Arbeiten im Außenbereich aber nicht mehr vor dem nächsten Wintereinbruch abgeschlossen sein. Weil das Kirchendach abgedeckt werden muss, kann es dann zu erheblichen Schäden an der Kirche kommen. Das größte Risiko bei einer Winterbaustelle ist die erhöhte Feuchtigkeit. Weil sich die Kirche nicht konstant beheizen lässt, kann in dieser Zeit weder im Außen- noch im Innenbereich weitergearbeitet werden. Die unvermeidliche Verlängerung der Gerüststandzeiten würde zu beträchtlichen Mehrkosten führen. Aus diesen Gründen sah sich der Kirchenvorstand schweren Herzens gezwungen, den Empfehlungen der Bausachverständigen zu folgen und mit der Sanierung erst im Februar 2012 zu beginnen.
Lässt sich die verbleibende Zeit bis zum Februar sinnvoll nutzen?
In der Zwischenzeit kann die Untersuchung der Fresken fortgesetzt werden. Vor allem aber müssen wir die Zeit nutzen, um die Orgel fast komplett abzubauen und einzulagern. Zuerst gab es die Idee, eine Art Schutzkasten um die Orgel herum zu bauen. Jetzt hat sich aber gezeigt,dass die Orgel teilweise an den Deckenbalken aufgehängt ist. Weil die Deckenbalken entfernt und zum Teil ausgetauscht werden müssen, muss die Orgel "zurückgebaut" werden. Der sehr schwere Gebläsemotor wird in den Kirchturm verfrachtet. Doch wo lagern wir die Gehäuseteile und die Orgelpfeifen ein? Wünschenswert wäre ein Lagerraum vor Ort, der möglichst staubfrei und abschließbar ist. Er sollte eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 90 % und Temperaturen zwischen 8 und 20 Grad Celsius aufweisen.
Nun brauchen wir Ihre Hilfe:
Wer hat einen solchen Raum, den er der Kirchengemeinde für ein Jahr zur Verfügung stellen kann? Da eine gewisse Feuchtigkeit nötig ist, würden wir mit einem Hygrometer testen wollen, ob der Raum geeignet ist. Bitte überlegen Sie, ob Sie jemanden kennen, der hier weiterhelfen könnte. Über ein Dankeschön können wir gerne ins Gespräch kommen.
Wenn die Sanierung erst im Februar beginnt, hätte man die Konfirmation im Mai doch in Ober-Beerbach statt in Ernsthofen feiern können?
Auf den Kirchenvorstand kamen immer neue Daten und Fakten zu. Erst kam die mündliche Zusage aus der Kirchenverwaltung, dass die Sanierung unmittelbar nach Ostern beginnen kann. Dann hieß es: Anfang Mai, und dann: Mitte Mai. Dass die schriftliche Baugenehmigung erst Anfang Juni vorliegen würde, konnte niemand ahnen. Also musste rechtzeitig eine geeignete Räumlichkeit organisiert werden, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Wir entschuldigen uns bei allen Familien für die Aufregung. Wir bitten aber zu bedenken, dass wir die gleiche Aufregung hatten. Als Kirchenvorstand hätten wir uns das auch anders gewünscht. Dennoch hoffen wir, dass es den Konfirmanden und ihren Familien in der schönen gotischen Schlosskirche von Ernsthofen mit ihrem fantastischen Außengelände gefallen hat.
Wo werden unsere neuen Konfirmanden im Mai 2012 konfirmiert? Und wo werden unsere Braupaare getraut und unsere Täuflinge getauft?
Brautpaare und Tauf-Familien begleitet Pfarrerin Giesecke gerne in die Kirchen unserer Nachbargemeinden, wenn die Trauung oder die Taufe nicht im Gemeindehaus stattfinden soll. Für die nächste Konfirmation bietet sich entweder die Bürgerhalle in Ober-Beerbach oder wieder eine Kirche in der Nachbarschaft an.
Wo gehen wir bei Trauerfeiern hin?
Einige Familien sind bisher zur Trauerandacht ins Gemeindehaus gegangen, andere haben die große Trauergemeinschaft oben in der Halle bevorzugt. Welche Form die Hinterbliebenen wählen, werden wir jeweils im Gespräch abklären.
Auch wenn wir unsere Kirche längere Zeit nicht nutzen können, steht jetzt immerhin fest, wann die Bauarbeiten beginnen werden. Wir brauchen einen langen Atem, aber wir dürfen uns auch auf den Start der Sanierung im Frühjahr und auf eine frisch renovierte Kirche im Winter 2012 freuen. Vielen Dank für alle Unterstützung im Gebet, im Gespräch und durch Ihre Spenden.
Erstellt: 05 05 14
Aktualisiert: 14 10 19
Überarbeitet: 11 03 24
Das Gemeindhaus ist neben der Kirche der andere Pol der Gemeindearbeit in Ober-Beerbach. Fast alle Veranstaltungen, die nicht in der Kirche stattfinden, finden hier statt. Auch "Beerbach in Bewegung" ist in unserem Gemeindehaus oft zu Gast. Eine Übersicht über die verschiedenen Aktivitäten gibt die Termintabelle unten.
Das Gemeindehaus ist das ehemalige Ober-Beerbacher Schulhaus. 1977 erwarb die Kirchengemeinde es von der politischen Gemeinde im Zuge eines Grundstückstausches. An der Stelle, an der heute das Bürgerhaus steht, stand bis zu seinem Abriss das 1821-1824 erbaute alte Pfarrhaus. Das alte Pfarrhaus war baufällig, so dass es für eine Gemeindearbeit nicht mehr brauchbar war. Eine Renovierung war aufgrund der Schäden nicht möglich.
Daher tauschten Kirche und politische Gemeinde die Grundstücke, und die Kirchengemeinde kaufte das alte Schulhaus. Das war für beide Gemeinden von Vorteil. Die politische Gemeinde konnte ein Bürgerhaus mit kleinem Saal und Sporthalle erbauen. Die Kirchengemeinde hat nun ein Gemeindehaus, die ehemaligen Klassenräume und Lehrerwohnung sind für die Gemeindearbeit ideal.
Termine und Veranstaltungen im Gemeindehaus
Montag 9,30 Uhr: Spielekreis
Montag, 20 Uhr: Posaunenchor
Dienstag: 17,30 Singkurs
Mittwoch, 14 Uhr: Flötengruppen
Mittwoch, 19 Uhr: Qigong
Freitag, 16 Uhr: Spielkreis für Kleine
Freitag, 17,30 Uhr: Irish Dance
erster Mittwoch des Monats, 15 Uhr: Seniorenkreis
letzter Donnerstag im Monat, 17 Uhr: Frauengruppe
"Semper reformanda" - "Immer im Umbau" ist der selbstgewählte Wahlspruch der evangelischen Kirche.
Was für die Kirche als ganzes gilt, findet seine Entsprechnung in den Gebäuden. Nach rund vierzig Jahren wird es auch im Gemeindehaus Zeit für verschiedene Renovierungen. So nach und nach kommt jeder Raum an die Reihe. Als erstes haben wir uns im Juli 2019 dem Treppenhaus und dem grossen Saal im Erdgeschoß gewidmet. Erstaunlich, was ein neuer Anstrich, neue Schränke und neue Vorhänge bewirken!
Text: B. Bickelhaupt.
Bilder: B. Bickelhaupt
Erstellt: 20 05 05
Aktualisiert: 14 10 19
Geschichte der Pfarrei Ober-Beerbach
Die Bilder wurden uns freundlicherweise vom Verschönerungsverein Ober-Beerbach zur Verfügung gestellt.
Ober-Beerbach wird zum ersten Mal genannt. Im Lorscher Kodex schenkt der Laie Werner dem Kloster Lorsch "unam hubam in Waltenhuson et duas partes ecclesie in Berebach Superiore." (Eine Hube in der Wallhausen und zwei Teile an der Kirche in Ober- Beerbach). Bei dem Stifter hat es sich vermutlich um Werner von Weiterstadt gehandelt, der zuletzt 1188 genannt wird. Er war ein Vorfahre der Elisabeth von Weiterstadt, der bekannten Stammutter der Herren von Frankenstein, vielleicht ihr Großvater. Die Kirche dependierte vom St. Victorienstift in Mainz, das Patronat aber stand den Frankensteinern zu.
(R. Kunz, Heimatbuch Seeheim-Jugenheim, 1981.)
(Otto Röschen, Beschreibung der Ev. Pfarreien des Großherzogtums Hessen, 1900.)
Die noch heute benutzte Kirche wird im gotischen Stil erbaut.
Bauherren sind die Herren von Frankenstein. Die Kollatur hat das Zisterzienserinnenkloster Patershausen bei Heusenstamm. Das Bildprogramm für die Wandbilder in der Kirche wurde vermutlich von den Zisterzienserinnen ausgesucht.
(Holger Stüve, Heimatbuch Seeheim-Jugenheim, 1981.)
Landgraf Philipp der Großmütige versucht, die Reformation einzuführen. Er fordert Hans und Philipp von Frankenstein auf, "Das Wort Gotts bredigen lassen und dye Messen sambt anderen Ceremonien ganz abschaffen", auch ihren Priestern "Syner ufgerichten Ordnung glichförmig zu halten". Die Aufforderung blieb ohne Erfolg. 1537 versuchte der Landgraf von Hessen, in den Orten der Herrschaft Frankenstein eine Kirchenvisitation durchzuführen, wiederum ohne Erfolg. Noch 1540 stand in Ober-Beerbach ein katholischer Priester.
(D. Dr. W. Diehl, Reformationsbuch, 1917.)
Anfang diesen Jahres bzw., Ende 1540 gaben die Frankensteiner nach, und führten die Reformation ein. Ober-Beerbach erhielt keinen eigenen Pfarrer mehr, sondern wurde vom Nieder-Beerbacher Pfarrer mitversorgt. Der bisherige katholische Priester blieb am Ort wohnen.
(D. Dr. W. Diehl, Reformationsbuch, 1917.)
Sogenannte Interimszeit. Nachdem Landgraf Philipp im Schmakaldischen Krieg in kaiserliche Gefangenschaft geraten war, wurde die Herrschaft Frankenstein wieder katholisch.
(D. Dr. W. Diehl, Reformationsbuch, 1917.)
In diesen Jahr wurden nach Aufforderung von Hessen-Darmstadt wieder lutherische Pfarrer für das frankensteiner Gebiet bestellt. Ober-Beerbach erhält wiederum keinen eigenen Pfarrer. Vielmehr soll "Herrn Sylvester, Pfarrern zu Niederbeerbach dye Pfarr zu Ober-Beerbach eine Zeitlang zu versehen" erlaubt werden. Dieser Zustand dauert bis 1824.
(D. Dr. W. Diehl, Reformationsbuch, 1917.)
Mit Entstehung der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt werden Superindendanturen eingerichtet. Die Pfarrei Nieder-Beerbach, die Ober-Beerbach mitversorgt, gehört zur Superindendantur Darmstadt.
(Hassia sacra, Bd.II)
Ober-Beerbach, Schmal-Beerbach und Stettbach haben 28 3/4 Huben, davon gehören Junker Schrautenbach 10 3/4.
(R. Kunz, Heimatbuch Seeheim-Jugenheim, 1981.)
Im Dreißigjährigen Krieg wird Ober-Beerbach verwüstet. Es ist etwa 20 Jahre lang unbewohnt. Die Felder liegen brach und verwildern.
(R. Kunz, Heimatbuch Seeheim-Jugenheim, 1981.)
(Beschreibung der ev. Pfarreien im Großhzt. Hessen, Otto Röschen 1900.)
Die Herren von Frankenstein verkaufen ihr Land und das Patronatsrecht der Kirche an die Landgrafen von Hessen und ziehen nach Neustadt an der Aisch.
(R. Kunz, Heimatbuch Seeheim-Jugenheim, 1981.)
(Beschreibung der ev. Pfarreien im Großhzt. Hessen, Otto Röschen 1900.)
Die Superindendanturen werden nochmals unterteilt. Diese Unterbezirke tragen die Bezeichnung Metropolitanat, die Einteilung orientiert sich an der politischen Einteilung des Landes in Ämter. Die Superindendantur Darmstadt bekommt 5 Metropolitanate, Nieder-Beerbach und das mit ihm verbundene Ober-Beerbach gehören zum Metropolitanat Darmstadt.
(Hassia sacra, Bd.II.)
Da die griechische Bezeichnung Metropolitanat zu kompliziert erscheint, werden sie in Inspektorate umbenannt, und deren Leiter, die Metropolitane, werden zu Inspektoren.
(Hassia sacra, Bd.II.)
Nach 280 Jahren soll Ober-Beerbach wieder einen eigenen Pfarrer erhalten. Daher bauen die Ober-Beerbacher in den Jahren 1821-1824 ein Pfarrhaus.
(Best. Nr.113.)
Ober-Beerbach wird bei der Neueinteilung der Inspektorate dem Inspektorats-Bezirk Zwingenberg zugeteilt.
(Gesetzblatt für das Großhzt. Hessen, 1822.)
Johann Daniel Zacharias Rainer wird Pfarrer in Ober-Beerbach. Er läßt den heute noch in der Kirche verwendeten Taufstein anfertigen.
(Best. Nr. 22)
Frankenhausen wird als Filialort von Ober-Ramstadt nach Ober-Beerbach eingepfarrt. Es bleibt im Ober-Beerbacher Parochialverband bis 1854.
(Best. Nr. 14)
(D. Dr. Diehl, Hassiae Sacra Bd.VII, S. 252.)
Die Inspektorate werden in Dekanate umbenannt. Die Einteilung ändert sich zunächst nicht.
(Gesetzblatt für das Großhzt. Hessen, 1832.)
Ober-Beerbach wird dem Dekanat Pfungstadt zugeteilt.
(Gesetzblatt für das Großhzt. Hessen, 1838)
In diesem Jahr wird Frankenhausen von Ober-Beerbach getrennt und Nieder-Beerbach als Filialort zugewiesen.
(Best. Nr. 14)
(D. Dr. Diehl, Hassiae Sacra Bd.VII, S. 252.)
Neutsch wird nach einigem Hin und Her als Filialort von Neunkirchen nach Ober-Beerbach umgepfarrt. Neutsch gehört von alters her zum Kirchspiel Neunkirchen. Jedoch ist der Weg von Neutsch nach Neunkirchen in die Kirche weit und beschwerlich. Er beträgt 12 Kilometer, das sind 2 Stunden Fußmarsch.
Nach Ober-Beerbach sind es dagegen nur etwa 3 Kilometer. Deswegen strebten die Neutscher die Umpfarrung nach Ober-Beerbach an. Die Versuche von 1864 und 1877 sich umpfarren zu lassen scheiterten jeweils am Widerstand von Neunkirchen.
(Altregistratur, Bericht von Prälat Diehl, Az 511.)
(Best. Nr.14.)
Die Orgel in der Kirche bekommt ein neues Werk. Das Werk stammt von der Orgelbauwerkstatt Adam Eifert aus Stadtilm (Thüringen) und hat sieben Register:
Principal 8'
Salicional 8'
Bordun 8'
Flauto dolce 4'
Oktave 4'
Quinte 2 2/3' und Octave 2'
Subbass 16' (sowie:
Koppelzug Pedal-Manual)
1942 wurde ein elektisches Gebläse eingebaut, das die Orgel mit dem nötigen "Wind" versorgt, so dass der vorhandene Zug "Calcant & Windablaß" ohne Funktion ist.
Die Orgel wurde 1805 gebraucht von der Kirchengemeinde Crumstadt gekauft. Sie wurde 1696 vom Orgelbaumeister Johann Anton Meyer gebaut.
(Best. Nr. 75.)
Es werden Wasserleitungsrohre verlegt, das Wasserholen am Brunnen entfällt von nun an.
(R. Kunz, Heimatbuch Seeheim-Jugenheim, 1981.)
Im 1. Weltkrieg beschlagnahmt der Militärfiskus die Orgelpfeifen und Glocken. Die Gemeinde darf eine Glocke und ein Orgelregister für kirchliche Zwecke behalten.
(Best. Nr. 75.)
Zwei neue Glocken werden eingeweiht, als Ersatz für die 1917 abgelieferten. Sie wiegen 285 und 170 Kg und klingen in den Tönen h' und d''. Die noch vorhandene Glocke hat den Ton e''. Die beiden Glocken haben zusammen 17.667,--Mark gekostet.
(Best. Nr. 75.)
Petroleumlampen und Kerzen haben ausgedient, denn Ober-Beerbach bekommt elektrischen Strom.
(Best. Nr. 75.)
Die Kirche wird renoviert. Dabei werden die Wandbilder im Altarraum entdeckt. Damit sie auch zur Geltung kommen, wird die Orgel vom Altarraum auf die Westempore über dem Eingang umgesetzt.
(Best. Nr. 75.)
Die erst 1922 eingeweihten Glocken müssen für Kriegszwecke abgeliefert werden.
(Best. Nr. 75.)
Am frühen Morgen bekommt Ober-Beerbach die Schrecken des Zweiten Weltkrieges in Form eines Fliegerangriffes zu spüren und entgeht nur knapp einer Katastrophe.
(Best. Nr. 42.)
Nachdem die Ober-Beerbacher fleißig gespendet haben, können drei neue Glocken eingeweiht werden. Sie wiegen 280, 170 und 120 Kg. Die Durchmesser unten sind 79, 66, und 59 cm. Die Glocken klingen in c'', es'' und f''. Gekostet haben sie 2140,45 DM
(Best. Nr. 75.)
Die Kirche wird innen und außen gründlich renoviert. Der Innenraum erhält seine heutige Gestalt mit dem gemauerten Altar und der Kanzel aus Sandstein. Dabei findet man unter dem Boden des Altarraums Treppenstufen, die wahrscheinlich zu einem Vorgängerbau gehörten. Genauere Untersuchungen werden aus Zeit- und Geldmangel nicht durchgeführt.
(Altregistratur, Az.511.)
Im Dachstuhl des 1821-1824 gebauten Pfarrhauses hat der Hausbock sein Quartier, an anderer Stelle wächst der Hausschwamm. Es ist derart baufällig, daß empfohlen wird, es abzureißen und ein neues Pfarr- und Gemeindehaus zu bauen. Entsprechende Planungen setzten auch ein, werden aber wegen der Vakanz der Pfarrstelle nicht weiter verfolgt.
(Altregistratur, Az. 531.)
An diesem Tag tritt in Hessen die Gebietsreform in Kraft. Ober-Beerbach wird Ortsteil der Großgemeinde Seeheim. Auf den Briefen steht von nun an "Seeheim 3", die neue postalische Ortsbezeichnung.
(R. Kunz, Heimatbuch Seeheim-Jugenheim, 1981.)
Für den neuen Pfarrer Melchers muß ein Haus gemietet werden, weil der 1. Stock des alten Pfarrhauses von der Baupolizei gesperrt wurde.
(Altregistratur, Az. 521.)
Die Planungen für den Neubau eines Pfarr- und Gemeindehauses laufen wieder an, denn das alte Pfarrhaus ist auch als Gemeindehaus nicht mehr zu gebrauchen.
(Altregistratur, Az. 521.)
Der Gemeindebrief, "Bläädsche" genannt, erscheint erstmals. Zunächst nur unregelmäßig, da Pfarrer Melchers zur "Parrekerb", dem von ihm initierten Gemeindefest einladen wollte. Heute bringen die Konfirmanden jeden Monat ein "Bläädsche" in die Häuser. Das Gemeindefest "Parrekerb" wird alle zwei Jahre gefeiert.
(Altregistratur, Az. 354-3.)
Die "Jugendbaracke", eine Holzbaracke aus Fertigteilen, wird gebaut. Das wurde nötig, weil im baufälligen Pfarrhaus keine Kinder und Jugendarbeit mehr stattfinden kann.
(Altregistratur, Az. 521.)
Die Kirchengemeinde Ober-Beerbach kauft im Albert-Einstein-Ring 11 ein Zweifamilienhaus als Pfarrhaus.
(Altregistratur, Az. 521.)
Die Gebietsreform wird reformiert. Die 1972 gebildeten Großgemeinden Seeheim und Jugenheim werden zu einer Gemeinde zusammengelegt. Die Gemeinde führt den Doppelnamen "Seeheim-Jugenheim".
Der Ortsteil Schmal-Beerbach, den Ober-Beerbach mit nach Seeheim brachte, wird von Seeheim-Jugenheim gelöst und der Gemeinde Lautertal zugewiesen. Gleichzeitig ändert sich für die Schmal-Beerbacher die Kreiszugehörigkeit, denn die Gemeinde Lautertal gehört zum Kreis Bergstraße.
Dies geschah obwohl die Schmal-Beerbacher Bevölkerung in zwei Abstimmungen gegen diese Änderung votierte.
(R. Kunz, Heimatbuch Seeheim-Jugenheim, 1981.)
Mit der politischen Gemeinde kommt ein Grundstücks- und Gebäudetausch zustande. Die Kirchengemeinde erhält das alte Schulhaus als Gemeindehaus, die Gemeinde Seeheim-Jugenheim das alte Pfarrhaus. An seiner Stelle wird später das neue Bürgerhaus gebaut. Als Rechtsnachfolger der Gemeinde Ober-Beerbach löst die Gemeinde Seeheim-Jugenheim ihre Baupflicht am Pfarrhaus ab und hilft so, den Kauf des Gemeindehauses zu finanzieren. Dieser Tausch ist billiger, als der komplette Neubau eines Pfarrhauses und Gemeindezentrums.
(Altregistratur, Az. 521/531.)
In Ober-Beerbach wird die erste "Osternacht" in der Kirche mit anschließendem Osterfrühstück im Gemeindehaus gefeiert. Die Gottesdienste sind trotz des frühen Beginns (5.30 - 6.00 Uhr, je nach Sonnenaufgangszeit) sehr gut besucht.
Schmal-Beerbach wird von Ober-Beerbach getrennt und mit Beedenkirchen verbunden. Die Kirchengemeinde Beedenkirchen (Lautertal) beantragte dies. Seit der Gebietsreform von 1977 gehört Schmal-Beerbach zur Großgemeinde Lautertal, wie Beedenkirchen auch. Der Kirchenvorstand von Ober-Beerbach stimmte zu, nachdem bei einer von ihm durchgeführten Fragebogenaktion die Mehrheit der Schmal-Beerbacher Gemeindeglieder für die Umpfarrung ist.
Ab 2004 gibt es jedes Jahr einen Familiengottesdienst für Kinder, die in die Schule kommen. Die Kinder bekommen dabei auch ein kleines Geschenk überreicht.
Die erste "Waldweihnacht" wird am Sonneneck gefeiert. Dieser Unsterstellpavillon und der Platz davor wird festlich beleuchtet. Die Konfirmanden zeigen ein Krippenspiel, der Posaunenchor begleitet die Lieder. Die Besucher kommen meist zu Fuß aus Ober-Beerbach, vom Steigerts, von Stettbach und von Neutsch.
Es werden Voruntersuchungen für eine Kirchenrenovierung durchgeführt. Ergebnis: Dir Kirche muss an vielen Stellen renoviert werden.
Dach, Putz aussen und innen sowie die Heizung müssen vollständig erneuert werden. Die Wandbilder müssen saniert werden.
Da das Dach nicht mehr ausreichend standsicher ist, wird die Kirche in den Wintermonaten geschlossen. Die Gottesdienste finden im Gemeindehaus statt, die Weihnachtsgottesdienste im grossen Saal der Bürgerhalle.
Mit den Kommunen Seeheim-Jugenheim und Modautal, denen die Baulast an der Kirche als Rechtsnachfolger der Gemeinden Ober-Beerbach und Neutsch von alters her obliegt, laufen Verhandlungen über die Finanzierung an.
Nach Abschluß der Voruntersuchungen, und nachdem die Finanzierung geklärt ist, laufen die Bauarbeiten an. Im Oktober 2011 wird als erstes die Orgel abgebaut.
Ab März 2012 beginnen die Dacharbeiten, die bis in den November 2012 dauern.
2013 folgt die Innenrenovierung, die mit dem Einbau der Orgel im September 2013 abgeschlossen wird.
Nach zwei Jahren Renovierung wird die Kirche wieder mit einem Festgottesdienst geöffnet. 85% der Dach- und Deckenkonstruktion wurden erneuert.Vollständig erneuert wurde die Eindeckung des Daches, der Aussenputz, Elektrik samt Heizung und Lampen. Die Wandbilder wurden untersucht, gesichert und gereinigt. Die Orgel wurde ebenfalls überholt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 830.000 Euro.
Zur Finanzierung wurde die Baulast der Kommune Seeheim-Jugenheim abgelöst, einen weiteren großen Teil trug die Gesamtkirche, und 75.000 Euro muß die Gemeinde selbst tragen.
Zusammen mit den Evangelischen Kirchengemeinden Alsbach, Jugenheim und Zwingenberg bildet Ober-Beerbach das "Evangelische Gemeindenetz Nördliche Bergstraße".
Hauptgrund ist die ab diesem Zeitpunkt geltende Pfarrstellenbemessung, durch die eine halbe Pfarrstelle an der Nördlichen Bergstraße wegfällt. Die Gemeinden des Gemeindenetzes haben sich entschieden, diese Kürzung gemeinsam zu tragen, und enger zusammen zu arbeiten. Die vier Gemeinden haben sich pfarramtlich verbunden, ausserdem wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen.
Stand: Mai 2015.
14 10 19
Liste der Pfarrer in Ober-Beerbach
1498 Der einzige uns namentlich bekannte Pfarrer aus vorreformatorischer Zeit war
Conrad Armbroster.
Er wird 1498 genannt.
(Hessisches Ortsnamenbuch, 1937, Seite 519)
Nach Einführung der Reformation um 1540 wurde die Pfarrei Ober-Beerbach mit Nieder-Beerbach pfarramtlich verbunden. Der jeweilige Pfarrer in Nieder-Beerbach versorgte Ober-Beerbach mit, wobei Ober-Beerbach jedoch stets eine selbstständige Gemeinde blieb.
Nachdem der Langraf Philipp in kaiserliche Gefangenschaft geraten war, führten die Herren von Frankenstein 1549 wieder die katholische Lehre ein. Obwohl der ehemalige katholische Priester Konrad noch im Ort wohnte, wurde Ober-Beerbach durch den Nieder-Beerbacher Priester Georg Straus mitversorgt. 1552 kam Landgraf Philipp aus der Gefangenschaft frei. Er wies die Herren von Frankenstein umgehend an, wieder die Reformation einzuführen, was sie widerwillig auch taten.
Als lutherische Pfarrer in Nieder-Beerbach wirkten:
1560 Sylveyter
1568 Michael Rheinfurt von Vetzbach unter Würzburg
vor 1580 Heinrich Wien
1580-1613 Johannes Waldschmitt
1613-1621 Leonhard Crispinius von Homburg
1621-1632 Johannes Bechthold von Schneppenhausen
1632-1636 Thomas Letzius
1636-1646 War die Pfarrstelle unbesetzt, weil Ober- und Nieder-Beerbach in dieser Zeit menschenleer waren.
1646-1652 Johannes Abel von Augsburg
1653-1667 Joh. Georg Gebhard von Gerstungen (Waldeck)
1667-1671 Johannes Röding von Darmstadt. Er wurde 1671 abgesetzt
1672-1678 Joh. Philipp Dippel
1678-1681 Georg Heinrich May aus Schotten
1682-1690 Georg August Gerlach aus Groß-Umstadt
1691 Anton Stipp von Battenberg
1692-1708 Joh. Justus von Wildungen
1709-1732 Joh. Martin Stüber von Butzbach
1732-1762 Joh. Christoph Scriba von Vöhl
1762-1799 Philipp Moritz Scriba, Sohn von Joh. Christoph Scriba
1800-1820 Heinrich Jacob Dingeldey von Neunkirchen i. Odw.
1820-1824 Heinrich Karl Haußmann von Darmstadt
1822 wurde Ober-Beerbach wieder eigenständige Pfarrei.
Im Dezember 1823 wurde der erste Pfarrer ernannt,
der dann im Jahr darauf seinen Dienst in Ober-Beerbach antrat.
*19.6.1775 in Eberstadt +28.8.1832 in Ober-Beerbach
Sohn des Oberförsters Johann Daniel Christian Rainer
Immatrikuliert in Gießen, 1794
1807-1823 Pfarrer in Messel
1823-1832 Pfarrer in Ober-Beerbach
(Hassia sacra Bd. IV, S. 474, Nr. 480 / Lfd.Nr 15.)
*vor 1800 +4.4.1865
Sohn des Hauptmanns Winter
Immatr. Gießen, 8.5.1816
1823-1833 Mitprediger in Dornheim
1833-1851 Pfarrer in Ober-Beerbach
1851-1865 Pfarrer in Groß-Bieberau
Pfarrstelle unbesetzt
*14.8.1804 +24.12.1861
Sohn des Regierungssekretärs Weyland
1829-1835 Mitprediger in Erbach
1835-1854 Diakonus in Reichelsheim im Odenwald
1854-1861 Pfarrer in Ober-Beerbach
(Hassia sacra Bd. IV, S. 87, Nr. 322 / Lfd.Nr 28.)
Pfarrstelle unbesetzt
*2.2.1814 +23.9.1895
Sohn des Landgerichtsassesors Algier
1837-1840 Vikar in Pohl-Göns
1840-1850 Rektor in Butzbach
1850-1863 Pfarrer in Eudorf
1863-1871 Pfarrer in Ober-Beerbach
1871-1889 Pfarrer in Dauernheim
Pensioniert 1889
(Hassia sacra Bd. I, S. 306, Nr. 84 / Lfd. Nr. 16.)
*15.7.1825 +25.2.1893
Sohn des Pfarrers Philipp Sigmund Heinrich Köhler
1851-1855 Konrektoratsvikar in Butzbach
1855-1858 Verwalter der zweiten Pfarrstelle in Münzenberg
1858-1860 Verwalter in Herrnhaag
1860-1864 Pfarrer in Hain-Gründau
1864-1873 Pfarrer in Wolf
1873-1876 Pfarrer in Ober-Beerbach
1876-1893 Pfarrer in Steinbach im Taunus
(Hassia sacra Bd. IV, S. 386, Nr. 447 / Lfd. Nr 14.)
Pfarrstelle unbesetzt
*9.6.1835 in Eudorf, +5.2.1892
Sohn des Pfarrers Friedrich Textor
1861-1863 Vikar in Brauerschwend
1863 Verwalter in Sprachbrücken
1863-1870 Verwalter in Rohrbach
1870-1871 Verwalter in Walldorf
1871-1872 Vikar in Nieder-Ramstadt
1872-1876 Pfarrer in Schwarz
1876-1879 Verwalter in Neunkirchen
1879-1885 Pfarrer in Neunkirchen
1885-1892 Pfarrer in Ober-Beerbach
(Hassia sacra Bd. I, S. 157, Nr. 37 / Lfd. Nr 20.)
*30.1.1864 zu Darmstadt, +18.8.1931 in Worms
Sohn des Majors Adolf Günzer
1888-1892 Pfarrgehilfe in Londorf
1892-1906 Pfarrer in Ober-Beerbach
1906-1929 Pfarrer in Hochheim
Pensioniert 1929.
(Hassia sacra Bd. III, S. 160, Nr. 117 / Lfd.Nr 6.)
(Hassia sacra Bd. VII, S. 252, Nr. 592.)
Vakanz, verwaltet durch H. Gundermann
*20.2.1877 zu Lorbach, +14.3.1959
Sohn des Lehrers Konrad Gundermann
1904 Vikar in Beienheim
1904-1906 Verwalter in Hochheim
1906-1908 Verwalter der Pfarrstelle Ober-Beerbach
1908-1932 Pfarrer in Ober-Beerbach
1932 Pfarrer in Dornheim
(Hassia sacra Bd. VII, S. 252, Nr. 592.)
Pfarrstelle unbesetzt
*29.9.1877 zu Schmittweiler, Kr. Kusel +19.2.1959
Pfarrer zu Udenheim
Dekan zu Oppenheim, überwarf sich mit dem NS-Regime und wurde
1935 nach Ober-Beerbach strafversetzt.
(Zentralarchiv der EKHN)
1947-1953 Bernhard Erwin Kurt Friebel
*7.1.1912 in Berlin + 2008
1939-1940 Hilfsprediger in Berlin-Tegel
1940-1945 Pfarrverwalter in Berlin-Nordend, Berlin-Blankenfelde, Berlin-Rosenthal
1945-1946 Pfarrer in Berchum, Inspektorat Iserlohn
1946, 1.6. - 31.12. Pfarrer im Dienst der Volksmission
1947-1948, 31.5. Lagerpfarrer im Interniertenlager Darmstadt
1947, 1.7. - 1953 Pfarrer in Ober-Beerbach
1948, 1.6. - 1953 Studentenpfarrer an der Techn. Hochschule Darmstadt
(Ausweislich der Unterlagen der EKHN wurden die Ämter 1947-1953 nebeneinander ausgeübt.)
1953-1959 Pfarrer im Westbezirk der Friedensgemeinde in Frankfurt am Main
1959-1976 Studienleiter des Katechetischen Amtes für Oberhessen
1977, 1.1. Ruhestand
1977-1987 Mit der Leitung des Religionspädagogischen Amtes für Oberhessen beauftragt
(Zentralarchiv der EKHN)
*13.3.1889 zu Rohrbach, Kr. Büdingen, +27.2.1966 in Bad Homburg v.d.H.
1919-1921 Vikar in Alsfeld
1921-1928 Pfarrer in Heidelbach
1928-1953 Pfarrer in Hofheim/Ried
1953-1957 Pfarrer in Ober-Beerbach
1957, 1.5. in Ruhestand.
(Zentralarchiv der EKHN)
*26.8.1902 zu Nieder-Saulheim +22.1.1980 in Ober-Beerbach
1925-1926 Pfarrverwalter zu Ossenheim
1926-1927 Pfarrvikar zu Alsfeld I
1927-1928 Pfarrvikar zu Groß-Gerau II, dann Pfarrverwalter
1928 Pfarrverwalter zu Hitzkirchen
1928-1930 Pfarrverwalter zu Breungeshain
1930-1931 Pfarrer zu Breungeshain
1931-1957 Pfarrer in Wallernhausen Dekanat Nidda
1957-1968 Pfarrer in Ober-Beerbach
1969, 1.1. in Ruhestand.
(Zentralarchiv der EKHN)
Vakanz, Versehen durch Pfarrvikar Volker Neff, Pfr. Fischer zu Seeheim beigegeben als Mithilfe in Ober-Beerbach.
*13.9.1942 in Shanghai/China
1972-1986 Pfarrer in Ober-Beerbach
1986 Darmstadt, Petrusgemeinde II
1986-2008 Pfarrer in den Ausbildungsstätten des Elisbethenstifts, Darmstadt
2008 Ruhestand
(Zentralarchiv der EKHN)
*27.11.1942 +02.12.2021
1971-1978 Pfarrvikarin und Pfarrerin in Eschollbrücken
1979-1986 Pfarrerin in Allendorf bei Weilburg
1986-2002, 31.10. Pfarrerin in Ober-Beerbach
2002, 1.11. in Ruhestand
*5.10.1960 in Rüsselsheim
1988-1990 Vikarin in Gladenbach
1990-2003 Pfarrvikarin und Pfarrerin in Simmersbach und Roth
seit 2003 Pfarrerin in Ober-Beerbach
Stand: Dezember 2021.
03 12 21
Der Filialort Neutsch liegt 3 Km nordöstlich von Ober-Beerbach, zu Fuß etwa eine halbe Stunde entfernt. Neutsch liegt in einer Talsenke auf einer Höhe von 320 Metern über NN. Die "Hutzelstraße" (eine alte Römer-Straße vom Felsenmeer bis nach Dieburg) führt hier vorbei.
Durch Neutsch fließt der Neutscher Bach, der auf der Neutscher Höhe zwischen Ober-Beerbach und Neutsch, entspringt. Dessen Oberlauf verläuft durch Neutsch, im Ort unterquert er die Straße (K137), fließt weiter in nordöstliche Richtung durch Modau. In Modau durchfließt er zwei Teiche, unterquert die Odenwaldstraße (L3099) und mündet schließlich aus dem Westen kommend in die von Süden kommende Modau, die ihrerseits in den Rhein fließt
Neutsch gehört politisch zur Gemeinde 64397 Modautal.
Ortsvorsteherin von Neutsch ist zur Zeit Corinne Böckstiegel.
Der Dorfcharakter wird großen Bauernhöfen geprägt. Noch werden einige Höfe bewirtschaftet, Land- und Viehwirtschaft mit Pferdehaltung sind präsent.
Früher kamen viele Ober-Beerbacher nach Neutsch "in Stellung", das heißt sie arbeiteten als Knecht oder Magd auf einem der Höfe.
In Neutsch gibt es fünf aktive Vereine:
Freiwillige Feuerwehr Neutsch,
Singkreis Neutsch,
Historischer Verein
Neutsch Aktiv
Neutscher Jägerschaft.
Zusammen mit der Kirchengemeinde sorgen sie dafür, dass es in Neutsch immer wieder etwas zu feiern gibt.
Seit über 60 Jahren spielt der Posaunenchor zu Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt und Erntedank. Gerne werden die Fest-Gottesdienste mit dem Neutscher Singkreis zusammen gefeiert. Nach der Corona-Pandemie werden sicher neue Formate entstehen.
Neue Strukturen in einem neuen Gemeindenetz: ein Kompromiß
Zuweilen hatten wir zwei Gottesdienste im Monat, einen Morgen- und einen Abend-Gottesdienst. Das hat sich leider geändert, seit die Kirchengemeinde Ober-Beerbach zum Evangelischen Gemeindenetz Nördliche Bergstraße gekommen ist. Dieser Zusammenschluss ermöglicht immerhin, dass es die Pfarrstelle Ober-Beerbach mit Neutsch, Steigerts und Stettbach noch gibt.
Es geht uns Evangelischen somit recht ähnlich wie unseren katholischen Geschwistern. Die Pfarrbezirke werden größer, die seelsorgerliche Versorgung muß sorgfältiger geregelt werden.
Für uns bedeutet es, dass die Anzahl der Gottesdienste in Neutsch sehr stark abgenommen hat. Die Pfarrerin ist viel weniger im Dorf unterwegs, dafür mehr im Einsatz für Beerdigungen in Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg.
Dennoch sind wir in Neutsch gut aufgestellt. Im Kirchenvorstand sind zwei Neutscherinnen mit Ideen und Tatkraft: Ulrike Dehlinger und Ulla Schuchmann. Bei der letzten Kirchenvorstandswahl am 13. Juni 2021 haben 50% aller Neutscher ihre Stimme abgegeben. Vielen Dank! Das ist eine starke Bestätigung für die Kirchengemeinde.
Gertrud Schüßler ist unsere Küsterin. Ihre Freude an der Altargestaltung ist ansteckend. Aus Neutscher Gartenblumen zaubert sie ansprechende Arrangements, vom Flohmarkt der Nieder-Ramstädter Diakonie hat sie hübsche Tischdecken, ein Kreuz und einen silbernen Kelch erworben. Zu Erntedank erfreut sie uns mit schönsten Erntegaben aus Neutsch auf dem Altar. Und: sie ist eine liebevolle warmherzige Seelsorgerin, die auch Rat gibt, wenn er erwünscht ist.
Überall kann man Gottesdienste feiern
9003-20
Martin Luther sagte, Gottesdienst kann überall gefeiert werden, weil Gott überall wirkt. So halten wir es … und laden zu Gottesdiensten ein im …
im Garten,
im Festzelt an de Kerb,
auf den alten Neutscher Höfen an Erntedank,
in der Dorfmitte zu Himmelfahrt;
auf Rogers Wiese mitten im Sommer,
im und vor dem Dorfgemeinschaftshaus,
am Kapellchen an Heilig Abend.
Wir haben etwa 15 bis 20 Besucher an normalen GD – bei Kerb etwa 100, am Heiligen Abend etwa 140 Gäste.
Es sind immer Plätze frei …. Herzlich Willkommen!
Alle zwei Monate erscheint unsere Gemeindebrief Bläädsche“ … und ab und zu wird aus Neutsch berichtet.
Text: A. Giesecke
„Neutscher Kinder läuten den Advent ein“
Mitmachen beim Kindergottesdienst in Neutsch? Ja, gerne!
Das Team - Tina Bormuth, Ulrike Dehlinger, Gabi Pritsch, Gertrud Schüssler aus Neutsch, mit Bernd Bickelhaupt und Sigrid Plößer aus Ober Beerbach – freute sich über viele Kinder, die mit ihren Eltern Anfang November ins Dorfgemeinschaftshaus gekommen sind. Für die Advents und Weihnachtszeit wurden Sterne gebastelt. Verschiedene Materialien und viel Glitzer lagen bereit. Gar manches Gesicht glitzerte dann auch vor lauter Freude. Der Weihnachtsbaum-Schmuck ist schon mal gesichert.
Es wurde die Geschichte vom Stern über Bethlehem erzählt, als die drei Weisen aus dem Morgenland die Familie von Maria, Josef und dem Jesuskind entdeckten. Gemütlich auf dem Boden sitzend oder liegend gab es eine Sternen-Massage. Die Kinder bekamen eine kleine Sternen-Klopf-Massage von ihren Eltern, und anschließend haben sie ihren Eltern Sternbilder auf den Rücken geklopft.
Zwischendurch schmeckten 5-Sterne-Kuchen, Kakao und Kaffee, von Gertrud Schüssler und lieben Eltern zur Stärkung gereicht. Für Weihnachtslieder ist es nie zu früh, die Kinder konnten schon einiges mitsingen. Bernhard Schumacher hatte dafür extra die Gitarre und seine Mundharmonika mitgebracht!
Als nächstes hatten wir für die Kinder und Eltern für das Osterbasteln am 14. März 2020 geplant, das ging dann wegen "Corona-Virus" nicht.
Text: A. Giesecke
Christi Himmelfahrt
Neutscher Kerb, 2. Wochenende im Juli
Erntedankfest, Oktober
Kurrendeblasen, Dezember
Christmette, 24. Dezember
Die "Neutscher Kapelle" befindet sich ausserhalb des Dorfes an der Straße nach Modau und Frankenhausen, rechts auf einer Anhöhe. Sie hat ihre eigene Geschichte, die in einem eigenen Artikel steht.
Zum ersten male in einer Urkunde taucht der Name Neutsch (damals "Nysz") am 28. Februar 1347 auf. Damals verkauften es die Herren von Rodenstein an die Grafen zu Katzenelnbogen. Später kam es an die Herren von Wallbrunn, die nach dem dreißigjährigen Krieg auch die Neubesiedelung in die Wege leiteten.
Zur Kirchengemeinde Ober-Beerbach gehört Neutsch seit dem 1. April 1897.
Von alters her war Neutsch Teil des Kirchspiels Neunkirchen, weswegen auch der Friedhof in Neutsch mit Blick auf die Neunkircher Kirche angelegt wurde. Die Entfernung zwischen Neutsch und dem Pfarrort Neunkirchen ist groß. Zu Fuß ist man über zwei Stunden unterwegs, so daß es oft Probleme gab. Eine frühere Umpfarrung nach Ober-Beerbach hätte aber auch nichts gebracht. Ober-Beerbach ist zwar seit dem Mittelalter ein eigener Pfarrort, aber in der Reformation (1541) wurden die Pfarrer knapp, so daß der Pfarrer von Nieder-Beerbach die Pfarrei Ober-Beerbach "eine zeitlang" mitversehen sollte. Erst im Dezember 1823 wurde ein eigener Pfarrer für Ober-Beerbach ernannt, der im Jahr darauf seinen Dienst antrat.
Im Juli 1824 ließ sich der Hofbesitzer Jakob Keller nach Ober-Beerbach umgemeinden. 1863 reichte die Gemeinde Neutsch ein Gesuch auf Umpfarrung ein. Der Kirchenvorstand von Ober-Beerbach und das Oberkonsistorium (Kirchenleitung) hatten nichts gegen eine Umpfarrung. Neunkirchen weigerte sich jedoch. Man fürchtete den Einnahmeausfall für die Kirchenkasse, und daß weitere Filialorte sich ebenfalls auspfarren lassen würden. Immerhin wurde den Neutschern erlaubt, in Ober-Beerbach den Konfirmandenunterricht zu besuchen, und sich dort auch Konfirmieren zu lassen. Wegen der Entfernung zwischen Neutsch und Neunkirchen kam es immer wieder vor, daß zwischen standesamtlicher und kirchlicher Trauung mehrere Monate lagen. Im November 1888 landete ein solcher Fall in der Presse, und die Kirchenleitung verlangte einen Bericht darüber. Im August 1889 hatten sich eine Trauung und drei Taufen angehäuft, so daß die Kirchenleitung das Pfarramt Ober-Beerbach mit der Erledigung beauftragte. Am 30. Oktober 1889 protokollierte der Kirchenvorstand von Ober-Beerbach seine Zustimmung zur Umpfarrung von Neutsch. Es dauerte bis 1896, dann erteilte die Landessynode ihre "verfassungsmäßige Zustimmung", und die Umpfarrung von Neutsch konnte erfolgen.
1997 feierte die Kirchengemeinde den 100. Jahrestag der Einpfarrung mit einem Festgottesdienst und einem gemeinsamen Mittagessen in Neutsch.
Die Gottesdienste in Neutsch finden meistens im Bürgerhaus statt. Schon im Glockentürmchen des alten Bürgerhauses (erbaut als Schulhaus) hing eine Kirchenglocke aus Ober-Beerbach. Sie stammt aus dem Geläute, das die Kirchengemeinde 1921 giessen ließ - als Ersatz für die 1917 vom Militärfiskus beschlagnahmten Glocken. Von diesen drei neuen Glocken mußten im Januar 1942 zwei "abgeliefert" werden, die kleinste Glocke mit einem Durchmesser von 65 cm und einem Gewicht von 140,5 kg im Ton "d" durfte die Kirchengemeinde behalten. 1950 wurden für Ober-Beerbach drei neue Glocken gegossen, die übrig gebliebene wurde für 500 DM an die Gemeinde Neutsch verkauft. Am 30. April 1950 wurde sie in Neutsch mit einem Gottesdienst eingeweiht, der so gut besucht war, daß man den Altar kurzerhand im Freien aufstellte.
2015 begannen die Bauarbeiten für ein neues Dorfgemeinschaftshaus, das 2017 eingeweiht wurde. Im neuen Dorfgemeinschaftshaus ist auch die Glocke wieder untergebracht, in einem kleinen, aber markanten Glockenturm.
Gottesdienste werden an Christi-Himmelfahrt, bei der Neutscher Kerb sowie an Heilig Abend die Christmette gefeiert, zu denen auch viele Freunde aus den Nachbarorten nach Neutsch kommen.
2007 feierte Neutsch den 660. Jahrestag seiner ersten urkundlichen Nennung. Zu diesem Fest mit vielen Veranstaltungen wurde auch eine Broschüre vom Ortsbeirat herausgegeben.
Text: A. Giesecke und B. Bickelhaupt
Bilder: B.Bickelhaupt und andere aus Neutsch
Erstellt: 29 11 12
Überarbeitet: 08 06 16, 14 10 19, 17 08 21
Wenn man Neutsch in Richtung Modau / Frankenhausen verlässt, sieht man sie - die Neutscher Kapelle. Überhaupt von allen Seiten ist die Neutscher Kapelle gut zu sehen.
Die Kapelle wurde von Wilhelm Emanuel Zinsel (*27.01.1901 +03.06.1977) erbaut. Die Kapelle ist eine Andachts- und Gedächtnisstätte für Kriegsopfer. Sie wurde am 19. Mai 1954 geweiht. Die Weihe nahm ein Kriegsversehrter Freund von Wilhelm Emanuel Zinsel vor, der auch Pfarrer war. Den letzten Anreiz zur Errichtung der Kapelle dürfte der Tod seiner Frau gegeben haben, die beinahe genau ein Jahr vor der Einweihung starb. In unmittelbarer Nähe baute Wilhelm Emanuel Zinsel ein Wohnhaus, dessen Vollendung seine Frau nicht mehr erlebte.
Wilhelm Emanuel Zinsel war das 5. von 10 Kindern von Eduard Zinsel, dem großherzoglichen Hoffotografen, der auch wegen seiner Momentaufnahmen des Pferdesports in Deutschland bekannt war. Im ersten Weltkrieg starben drei seiner Brüder als Soldat. Daraufhin gab er seinen eigenen Berufswunsch auf und wurde Fotograf, um die Firma des Vaters übernehmen zu können.
1924 machte er sich auf die Suche nach den Gräbern seiner Brüder, die er auch fand - auf den riesigen Soldatenfriedhöfen in Frankreich. Die damaligen Soldatenfriedhöfe müssen viel ungepflegter als heute gewesen sein, denn nach seiner Rückkehr setzte er sich für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein, der sich um Anlage und Pflege von Soldatenfriedhöfen kümmert. Die Anlage des Soldatenfiedhofs und Gedenkstätte Brandau geht auch auf seine Initative zurück.
Die Kapelle
In der Kapelle fallen als erstes fünf Kreuze auf - sie kennzeichnen die Kapelle als Gedenkstätte für Kriegsopfer.
Auf der linken Seite befindet sich ein buntes Glasfenster, das den leidenden Christus am Kreuz zeigt. Das Fenster wurde von August Peukert aus Klein-Auheim am Main gefertigt. Vor dem Fenster befindet sich eine Kniebank, in der eine Bibel liegt. Eine Einladung zu Andacht und Gebet.
Über der Tür befindet sich ein weiteres kleines buntes Glasfenster in Kreuzform.
An den Wänden befinden sich Gedenktafeln für die Verstorbenen Familie Zinsel sowie die Kriegsopfer der Gemeinde Neutsch, alteingesessene wie nach 1945 zugezogene Flüchtlinge.
Text: B. Bickelhaupt.
Quelle: Broschüre "Die Neutscher Kapelle", 1971.
Bilder: 9103-01: Pfarramt Ober-Beerbach. Alle anderen wurden von Bernd Bickelhaupt am 10.09.2015 Nachmittags aufgenommen.
Erstellt: 14 10 19
Der Filialort Stettbach liegt 3 Km südwestlich von Ober-Beerbach, zu Fuß etwa eine halbe Stunde entfernt.
Von steilen, bewaldeten Hügeln umgeben liegt Stettbach in einem engen Tal auf etwa 260 Meter über NN.
Im Ober-Beerbacher Kirchenvorstand wird Stettbach von Gerhard Christ vertreten.
In Stettbach (auch "Stiwwich" genannt) leben rund 150 Menschen. Etwa 100 von ihnen sind Mitglied unserer Kirchengemeinde. Stettbach war früher ein kleines Bauerndorf. Heute pendeln die Menschen zur Arbeit in die umliegenden Städte.
Zu Stettbach geören noch die beiden Weiler Hainzenklingen und Wallhausen. Wallhausen wird sogar in der ersten urkundlichen Erwähnung von Ober-Beerbach vor 1200 ebenfalls genannt, als "Waltenhuson".
Der Filialort Stettbach gehört seit Alters her zum Kirchspiel Ober-Beerbach. Die damaligen Herrn zu Frankenstein hielten zwar nach der Reformation noch am katholischen Glauben fest, aber zeigten sich schließlich doch pragmatisch und flexibel. Seit dem 16. Jahrhundert ist der Ort evangelisch geprägt. Näheres finden Sie auf der Stettbacher Homepage Stettbach.net.
Die Stettbacher haben einen kurzen und bequemen Weg nach Jugenheim. Durch das Stettbacher Tal, und dann den Schloß-Fahrweg nach links hoch oder durch den Wald kommt man recht bald zur wunderschönen Jugenheimer Kirche. Die Beziehung der Stettbacher Gemeindeglieder nach Jugenheim ist unkompliziert und gut. Die Jugenheimer haben beispielsweise vor etwa 80 Jahren ein älteres, kleines Glöckchen nach Stettbach gegeben. Diese Glocke läutet den Feierabend ein. Auch wenn ein Stettbacher stirbt, wird ihm zum Eintritt in den ewigen Feierabend geläutet. Auch später, wenn der Sarg durch Stettbach zum Ober-Beerbacher Friedhof gefahren wird, erklingt ein allerletzter Abschiedsgruß.
Der steilere Weg nach Ober-Beerbach ist erst in den 50er Jahren geteert worden. Von hier aus sieht man auf die Hube „Wallhausen“ und man entdeckt rechter Hand die „Dick Tann“.
Seit über 60 Jahren fängt für viele Stettbacher der Heilige Abend an, wenn der Posaunenchor die traditionellen Weihnachtsweisen vorträgt. Auch die Oster-Kurrende wird dankbar angenommen. Auch wenn das Bild älter ist, zeigt es dass die Bläser gerne nach Stettbach kommen.
Pfarrerin Giesecke hat den Gottesdienst zum Sommerfest der Stettbacher Feuerwehr ins Leben gerufen. Natürlich sind die Stettbacher und ihre Festgäste am Sonntag Morgen noch müde und der Gottesdienst ist etwas früh. Dennoch kommen etwa 30 bis 40 Gottesdienstbesucher. Und: Sie freuen sich, wenn der Gottesdienst auch wieder vorbei ist … denn bald lockt das leckere Mittagessen, gefolgt von der sehr gut bestückten Kuchentafel. Und danach ist Nachrichten-Zeit. Die Stiwwischer Nachrichten berichten von besonderen, liebenswürdigen und leicht schrägen Vorkommnissen aus dem Ort.
Eine weitere Gelegenheit, in Stettbach einen Gottesdienst zu feiern, ist das Erntedank-Fest. Familie Mazik-Weber hat ihren Hof geschmückt und zahlreiche Gäste haben mitgefeiert. Nach der Abendmahlsfeier mit Brot und Wein, lud die Familie zu selbstgebackenem Kuchen und Kaffee ein.
Sehr gerne kann diese schöne Tradition, auf einem Hof, in einem Garten Erntedank zu feiern, übernommen werden.
Auch einen gut besuchten „Stiwwischer Stuben-Gottesdienst“ haben wir bei Familie Weber gefeiert. Gerade die älteren Gemeindeglieder sind der Einladung gerne gefolgt, jedoch läutete inzwischen einigen von ihnen bereits das Glöckchen. Sehr gerne können wir mit einem Gottesdienst oder einer Andacht zu Ihnen kommen.
Vielleicht können wir einen Gottesdienst mit Abendmahl feiern … mit frisch gebackenem Brot aus dem neuen Backhaus?
Unser Stettbacher Kirchenvorsteher ist seit vielen Jahren Gerhard Christ. Herr Christ vertritt unsere Gemeinde übrigens auch bei der Dekanatssynode. Er liebt den Blick in die Weite der Kirchenlandschaft mit ihren Entwicklungen und hat zugleich ein feines Gespür für Stettbach mit seinem ganz besonderen Zusammenhalt.
Text: A. Giesecke
Bilder: Nr. 01, 04, 05, 07: Pfarramt Ober-Beerbach
Nr. 02, 03, 06: B. Bickelhaupt
Erstellt: 16 10 10
Überarbeitet: 18 09 15, 14 10 19, 08 06 21, 17 08 21
Wo der Steigerts liegt
Der Filialort Steigerts ("auf dem Steigerts") liegt 2 Km südlich von Ober-Beerbach. Zu Fuß etwa 20 Minuten.
Der Steigerts liegt, von Wald umgeben auf einer Hochebene auf 410 Meter über NN. Der Fernblick von hier ist gut, man kann bis nach Frankfurt sehen. Deswegen ist der Steigerts auch ein sehr beliebtes Ausflugsziel.
Auf dem Steigerts leben rund 90 Menschen, davon sind 50 Mitglied unserer Kirchengemeinde.
Besonderes Wahrzeichen des Steigerts ist die Pumpe. Sie befindet sich gegenüber der Gastwirtschaft "Talblick".
Die Pumpe wurde 1906 angeschafft und versorgte den Steigerts bis 1962, also 56 Jahre lang mit Wasser. Pro Kolbenhub wurden 1,5 liter Wasser gefördert. Nach 1962 blieb die Pumpe dann unbeachtet stehen, ehe sie 1986 als Denkmal aufgestellt wurde.
Auf dem Steigerts gibt es den Verein "Die Steigertser". Dessen Wahlspruch ist "Alles Gute kommt von oben!"
Der Steigerts ist der jüngste Ort unseres Kirchspiels. Er wurde 1772 begründet, als die Kirchengemeinde ihre Äcker und Wälder zunächst in Erbbestand gab und dann ab 1840 verkaufte. Manche Familien der Erbleihnehmer leben auch heute noch auf dem Steigerts.
Die Steigertser "Geburtsurkunde": Der Erbleihbrief für Andreas Baadenschneider vom 30. November 1772
Den aus der Kurrentschrift übertragenen Text finden sie unter dem Bild.
(Seite 1)
Copia
Des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Ludwig, Landgraf zu Hessen, Fürsten zu Herßfeld, Grafen zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain, Nidda, Hanau, Schaumburg, Isenburg und Büdingen & der Römisch-Kayßerl. auch zu Hungarn und Bö= hmien Königl. Apostol. Mayes=t. bestellten General Feldzeug-Meister und Obristen über ein Regiment zu Fuß & des Königl. Preußischen schwartzen Adler Ordens Ritter & Wir Sr. Hochfürstl. Durchl. verordneter Praesident, Cantzlar, Director Consistorii auch übrige Geist- und Weltlicher Räthe und Assessores alhier thun kund und bekennen hiermit: Nachdeme man auf eingezogener Berichte und befundener Umstände nach, für gut erachtet den jenigen = der Oberbeerbacher Kirche eigenthümlich zustehenden Aker, welcher an der Staffeler Grentze, jedoch in
(Seite 2)
Ober Beerbacher Gemarkung lieget und sich zwischen dem Steiger und Grundstein beschreibet: Ein Stük Feldt, so auf 18 Mor= gen halten kann, und sich in seinen Steinen und Rainen lieget pp in einen Erbbe=stand zu geben, und dann, nach vor= gängig beschehener öfentlichen Sub-kastation der Beysaß und Zimmermeister Andreas Baadenschneider zu Ober-beerbach, der meist- und letztbietende dergestalt geblieben ist, dass derselbe 250 fl pro laudemio und 2 fl 15 alb jährlichen Zins davor bezahlen will; Was maasen wir sothanen Kirchen aker ersagtem Zimmermeister Andreas Badenschneider und dessen Erben, hiermit und in Kraft dieses Briefs in einen Erbbestand also und der= gestalt geben, dass er davon ohne
(Seite 3)
unser und unser Nachkommen Vor=wissen nichts verpfänden, versetzen, noch sonsten veräussern, sondern alles in wesentlichem Bau und Be= sserung erhalten, sich desselben nach seinem besten Nutzen nießen und gebrauchen, auch der Kirche zu Oberbeerbach davon jährlich und eines jeden Jahres besonders auf Martini vorbemeldten Zinß a 2 fl 15 alb den Gulden zu 30 alb Ffurter Währung, behörig beruhti= gen, wie nicht weniger die pro laudemio offerierte Zwey hundertfünfzig Gulden bey Übergabe die=ses Briefs an mehrermeldter Kirche zu Oberbeerbach bezahlen = solchen Aker auch auch so offt sich der Fall mit ihm Erbbeständer Baden=
(Seite 4)
schneider und seinen Erben, durch Abster=ben begeben und zutragen wird, wieder empfangen, und sonsten alles allenthalben damit thun und lassen solle wie Erbbestands Recht und Ge=wohnheit ist, inmaasen er Andreas Badenschneider sich desselben also ver=pflichet und uns seinen Revers- Brief übergeben hat. Zu Urkund des hierauf gedrucken fürstlchn Consistorial-Insiegels. Darmstadt den 30ten Novembr 1772.
(LS) Gaßmann fürstl.Geheim. Regierungs und Consistorial Secretarius
Dieße Abschrift ist dem mir vor=gelegten wahren Originali ganzt gleichlautend, welches hier durch
(Seite 5)
durch pflichtmässig attestiern. Darmstadt 15ter December 1772 Johannes Martini Conradi Kayßerl. Geschwohrener Offenbahrer Notatius
Text: B. Bickelhaupt. Übertragung aus der Kurrentschrift: B. Bickelhaupt
Bilder: B. Bickelhaupt
Gerne können wir auch in Ihrem Garten einmal einen Gottesdienst feiern …
Der kleine Steigerts hat weder Kirche noch Kapelle. Dennoch finden wir immer wieder eine Möglichkeit, in einem Garten oder auf einer Straßenkreuzung einen kleinen Gottesdienst zu feiern.
Der Posaunenchor macht beim Kurrendeblasen hier immer gerne Station. Am Heiligen Abend lauschen die Steigertser den Weihnachtsmelodien, singen mit, teilen Plätzchen und wärmende Getränke miteinander.
In der Corona-Zeit haben wir mit dem Ostermobil oder Pfingstmobil auch gerne hier Station gemacht. Auch wenn wir hier nicht so ganz viel Abstand halten, danken wir Andreas Kästner für das Bild.
Im Kirchenvorstand ist der Steigerts durch Christa Panitz-Scobie vertreten. Frau Panitz-Scobie kommt aus der alten Steigertser Familie Herdel. Sie hat den Schotten John Scobie geheiratet. Ein wenig Heimat vermitteln ihre rote Telefonzelle und der rote Briefkasten von den britischen Inseln. Das Ehepaar Scobie hat lange den Küsterdienst in unserer Kirchengemeinde gemeinsam versehen. Aus Altersgründen geht Mr. Scobie nun mit, wenn Frau Panitz-Scobie treu den Dienst fortführt. Sehr oft hilft Bernd Bickelhaupt da, wo vorher John gewirkt hat.
Text: A. Giesecke, B. Bickelhaupt
Bilder: C. Panitz-Scobie
Erstellt: 16 10 10
Überarbeitet: 18 09 15, 14 10 19, 11 08 21, 18 08 21